© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/21 / 27. August 2021

Umwelt
Nervige Biester
Paul Leonhard

Sie tänzeln einen spielerisch an, um deutlich zu machen: Keine Gefahr. Spätestens mit Sonnenuntergang fallen sie in Scharen über uns her. Klein, aggressiv, lästig und noch am nächsten Tag juckende Stellen hinterlassend. Sie sind der Schrecken jeder Gartenparty und jedes romantischen Abends am See oder Flußufer. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) warnt seit Jahren vor dem großen Insektensterben – Stechmücken sind davon wohl nicht betroffen. Ihre Larven schlüpfen aber erst, wenn die Lebensbedingungen für sie ideal sind. Das ist nach zwei trocken-heißen Sommern nun in diesem Jahr milliardenfach der Fall. Regen, Hochwasser, Überschwemmungen und der Mensch als Blutspender – besser kann es für die Plagegeister nicht kommen. Mückensprays sind mancherorts ausverkauft.

Größere Gefahr droht in Süddeutschland von der eingeschleppten Asiatischen Tigermücke.

Mückenforscher verstehen die Aufregung nicht, denn von den in Deutschland beheimateten 28 Mückenfamilien seien lediglich drei Arten lästig. Und bei diesen seien nur die Weibchen Blutsauger: die Stech- und Kriebelmücken sowie die höchstens vier Millimeter großen Gnitzen. Deren Stiche sind eigentlich harmlos. Doch der Juckreiz löst einen Kratzreflex aus, und so gelangen Keime in die Einstichstelle. Größere Gefahr droht von der eingeschleppten Asiatischen Tigermücke, die in Süddeutschland – neben der bereits ansässigen Asiatischen Buschmücke – auch heimisch werden könnte. Dann müssen die Deutschen nicht mehr ins Ausland, fahren, um sich den Chikungunya-, Dengue- oder Zikaerreger einzufangen. Aber egal ob altvertraute oder exotische Plagegeister – sie werden, anders als Motten, nicht durch Licht angelockt, sondern durch Körperwärme, Schweißgeruch, Parfüm und den „Klimakiller“ CO2 in der Ausatemluft. Gegen Mückenstiche helfen effektiv Moskitonetze und Fliegengitter. Eine elektrische Insektenklatsche in Tennisschlägergröße taugt nur zur Selbstverteidigung im Schlafzimmer. Draußen hilft das Rauchen einer Zigarette mehr als Citronella- oder Lavendelöl – oder letztlich nur die Flucht.