© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/21 / 27. August 2021

Meldungen

Klimaanpassung ist eine „wichtige nationale Aufgabe“

SIEGEN. Die Bauingenieurin Lamia Messari-Becker hat angesichts der Flutkatastrophen in Ahrtal und Rheinland mehr Risikobewußtsein verlangt. Wenn Planer bei Gebäuden und im Außenraum konsequente „Klimaanpassung betreiben und sich auf die Entwicklungen besser einstellen, die trotz aller Klimaschutzbemühungen dennoch auf uns zukommen werden, läßt sich vieles vermeiden“, erklärte die Professorin für Gebäudetechnologie und Bauphysik an der Uni Siegen im Handelsblatt. Kritische Infrastruktur wie Brücken müsse besser schützt werden. Notwendig seien eine leistungsfähige Kanalisation, ausreichende Rückhaltebecken sowie mehr Grün- und Sickerflächen. Hauseigentümer in Risikolagen sollten ihre Strominstallation nicht im Keller haben. Die Politik müsse Klimaanpassung „als wichtige nationale Aufgabe begreifen“, so das frühere Mitglied im Sachverständigenrat für Umweltfragen. Doch „viele Ministerien haben sich für andere Themen interessiert – und dazu bisher nichts auf die Kette bekommen“, kritisierte Messari-Becker. (fis)

 www.architektur.uni-siegen.de





US-Präsident Joe Biden will marktkonforme Klimawende

NEW YORK. Joe Biden will bis 2030 die CO2-Emissionen der USA halbieren. Haupt­instrument dafür ist sein American Jobs Plan, der im Senatskompromiß von 1,9 auf 1,2 Billionen Dollar reduziert wurde. Nur die Hälfte der Infrastrukturmaßnahmen diene der Bewältigung der „Klimakrise“. Für den Wirtschaftshistoriker Adam Tooze (Columbia University) ist das völlig unzureichend. So flössen nur 35 Milliarden Dollar in die Entwicklung von „sauberer Energie“. Das sei weniger, als die US-Bürger jährlich für Haustierfutter ausgeben. Die E-Mobilität würde besser gefördert als der ÖPNV. So könnten die USA mit ihrem nur 500 Meilen langen Hochgeschwindigkeitsnetz den Vorsprung Chinas (19.000 Meilen) nie aufholen. Die „Autokultur“ des American Way of Life scheine auch für Biden nicht verhandelbar. Eine solche „Klimawende mit angezogener Handbremse“ erkläre sich wohl daraus, daß Brian Deese, ein Ex-Manager der Investmentgesellschaft BlackRock, als maßgeblicher Biden-Berater die „Klimawende“ nur als Chance sehe, „neue Märkte zu erschließen“ (Blätter für deutsche und internationale Politik 6/21). (ck)

 taxfoundation.org





3.959 Weidetiere von Wölfen getötet oder schwer verletzt

GÖRLITZ. Vergangenes Jahr wurden in Deutschland 3.959 Weidetiere von Wölfen getötet oder schwer verletzt – 37 Prozent mehr als 2019. Das teilte die Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW) in ihrem aktuellen Jahresbericht mit. Schafe (3.444) wurden deutlich häufiger von Wölfen gerissen als Gehegewild (248), Rinder (153), Ziegen (92) oder Pferde (13). Da bei vielen Rassen das Fluchtverhalten durch die Domestikation abgemildert wurde, kam es bei den insgesamt 942 Übergriffen oft zu Mehrfachtötungen. Die Ausgaben für Herdenschutzmaßnahmen lagen 2020 mit 9,5 Millionen Euro fast zwölfmal höher als jene für Ausgleichszahlungen entstandener Schäden (800.294 Euro), so die DBBW. (fis)

 www.dbb-wolf.de





Erkenntnis 

„In Afrika gibt es vier Millionen kleine Kaffeebauern. Von den deutschen Händlern wird nun verlangt, jedwede Arbeitsbedingungen von jenen zu prüfen, bei denen sie ihre Ware beziehen. Aber die können nicht Tausende Lieferanten checken. Warum sollte eine Firma diese Risiken eingehen, wenn es doch auch Kaffee aus industriellem Anbau wie in Vietnam gibt?“

Anton Börner, Unternehmer und Präsident des Außenhandelsverbands BGA