© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 35/21 / 27. August 2021

Kabinenklatsch
Katar-Betriebssport
Ronald Berthold

Ich dachte immer, mehr als 100 Prozent des Umsatzes könne man nicht ausgeben. Nun wurde ich eines Besseren belehrt. Der FC Barcelona zahlt an seine Spieler 103 Prozent, wie ich erstaunt in der Sportpresse las. Er nimmt schon Kredite auf, um die Stars zu entlohnen. Daß das schiefgehen muß, kann sich jeder ausrechnen, der den Dreisatz versteht.

Nun sind die Katalanen mit 1,5 Milliarden Euro verschuldet. Eigentlich ein Fall für den Insolvenzrichter. Messi mußte gehen, obwohl er bleiben wollte, denn selbst die Hälfte seines Gehaltes kann sich der Klub nicht mehr leisten. Der Argentinier schluchzte beim Abschied herzzerreißend, weil ihm die Stadt, der Verein und bla, bla, bla doch so viel bedeute. Dabei hätte der Milliardär auch für einen symbolischen Euro spielen können, wenn ihm das alles so wichtig wäre. Ausgesorgt hat er eh. Nur einen Tag später sah ich Messi wieder strahlen – im Trikot von Paris Saint-Germain. So viel zur Vereinsliebe. 

Nur dem Namen nach ist das noch der Klub der französischen Hauptstadt. Durch und durch gehört er einem Staatsunternehmen aus Katar – und damit dem Emirat. Dort fließen Öl und vor allem Milch und Honig. Die Scheichs können sich Messi leisten – genau wie andere Weltstars à la Mbappé und Neymar.

Nur wenn Katar pleite geht, ist es auch mit dem Reichtum in Paris vorbei. Danach sieht es nicht aus. Nach Corona wollte der Fußball demütiger werden. Daß daraus nichts wird, war jedem klar, der das Geschäft kennt. Im Prinzip sind die von Staaten und Konzernen finanzierten Millionen-Truppen heute das, was in der DDR Betriebssportgemeinschaft hieß. Nur Gehälter von Hunderten Millionen Euro konnten die nicht zahlen.