© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/21 / 03. September 2021

Aline Abboud. Nach dem ZDF präsentiert auch die ARD eine neue Nachrichtensprecherin – nach dem gleichen Rezept.
Migrantisch, weiblich, jung
Manfred Schwarz

Aline Abboud wird am Samstag ihre ersten „Tagesthemen“ moderieren. Die 1988 in Ost-Berlin geborene Halblibanesin folgt Pinar Atalay nach, die im August zu RTL gewechselt ist. Ihren Posten tritt die neue Moderatorin mit einem großen Versprechen an. Im taz-Interview sagte sie kürzlich: „Wir werden täglich damit konfrontiert, unter den Nachrichten auswählen zu müssen und penibel auf unsere Wortwahl zu achten. Man hat da theoretisch eine enorme Macht, Inhalte zu verändern – was wir natürlich nicht tun.“

Abboud kommt vom ZDF. Dort arbeitete sie als Redakteurin der „heute“-Nachrichten, Reporterin des „Auslandsjournals“ und Sprecherin der Kurznachrichten „heute Xpress“. Zudem moderierte sie das Politik-Format „Die da oben“ auf „funk“, dem Jugendangebot der Öffentlich-Rechtlichen im Internet, das etliche linke, linksextreme, sogar rassistische, antiweiße Sendungen im Angebot hat (JF berichtete mehrfach). 

Ihre Karriere begann Abboud, die in Leipzig, Istanbul und Beirut Arabistik mit dem Abschluß Master of Arts studierte, als Volontärin in der Internetredaktion des Bundestages. Es folgten etliche Praktika, so bei der Berliner Zeitung und dem NDR. Die bekannte Moderatorin Dunja Hayali holte sie schließlich 2016 als Social-Media-Redakteurin ihres „Donnerstalks“ zum ZDF. 

„Ich kann nicht immer genau sagen, ob mein Frausein für etwas ausschlaggebend ist, oder die ‘Migrantenschiene’“.  

Abbouds attraktives Aussehen wird in Filmen, für die sie selbst verantwortlich zeichnet, oft in längeren Sequenzen in Szene gesetzt. Narzissmus pur? Jedenfalls präsentiert die Bildregie ihr Gesicht allzu häufig in riesigen Nahaufnahmen, bisweilen zeigt die Kamera, wohl nicht gegen den Willen der Chefin, sogar etliche Sekunden lang eine Augenbraue oder ein Ohr in Großaufnahme. 

Immerhin ist Abboud sich bewußt, daß nicht zuletzt ihre Abstammung ihre Karriere befördert hat, denn sie könne „nicht immer genau sagen, ob mein Frausein für etwas ausschlaggebend ist oder doch eher die ‘Migrantenschiene’“. Das macht sie allerdings offenbar keineswegs nachdenklich, statt dessen erkennt sie: „Wir brauchen – besonders in der Medienbranche – viel mehr Menschen mit diversen Perspektiven.“ Es bedürfe in journalistischen Berufen also einer noch größeren Anzahl an Frauen, möglichst mit Migrations-Status.

Was sie unter Objektivität versteht, wird etwa in ihrem „Die da oben“-Beitrag „Kann’s Baerbock überhaupt?“ deutlich. In dem 17minüter kommen außer der Moderatorin nur drei Menschen zu Wort: immer wieder Annalena Baerbock selbst, zweimal Robert Habeck und einmal Ex-Innenminister Thomas de Maizière (CDU), der die Grüne über den grünen Klee lobt. Habeck weiß sie ohnehin überschwenglich zu preisen. So vermag sich Baerbock ins beste Licht zu rücken. Eine kritische Einordnung der zahlreichen Politiker-Aussagen fehlt. Beinahe könnte man argwöhnen, der öffentlich-rechtliche Beitrag sei von der Grünen-Bundesgeschäftsstelle als Marketing-Video in Auftrag gegeben worden. In einem weiteren Film der Reihe, mit dem Thema „Wahlkampf. Die Strategien der Parteien“, überzieht Abboud drei Parteien mit einiger Kritik: die Linke, die CDU und vor allem die AfD. Kaum bis gar nicht getadelt werden dagegen die Grünen.

Was von der Neuen bezüglich „Objektivität, Unparteilichkeit, Meinungsvielfalt, Ausgewogenheit“ (Programmauftrag) zu erwarten ist, kann sich wohl jeder selbst ausmalen.