© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/21 / 03. September 2021

Fehltritt der Woche
Bäng, bumm – autsch!
Lukas Steinwandter

Kleine Sünden bestraft der liebe Gott sofort. Das gilt offensichtlich auch im weitgehend durchsäkularisierten Berliner Osten. Dort, in Adlershof, jott we de (janz weit draußen), wie der Berliner sagt, machte  Frank Scholtysek vergangene Woche an einem Infostand Wahlkampf, um im September erneut für die AfD ins Berliner Abgeordnetenhaus zu einzuziehen. Ihm und seinen Parteifreunden fiel ein Mann auf, gut im Futter und im Jogginganzug an einem Dönerladen sitzend. „Der war rund eine Stunde da und beobachtete uns“, schildert der AfD-Politiker im Gespräch mit der JUNGEN FREIHEIT die Szene. Dann sei er plötzlich schnellen Schrittes auf die Gruppe zugekommen, habe irgendwas geschrien und dann mit Anlauf gegen einen Plakataufsteller getreten. Wer im Physikunterricht aufgepaßt hat, weiß: Kraft ist gleich Masse mal Beschleunigung. Bei einem stämmigen jungen Mann kommt da einiges an Kraft zusammen. Tatsächlich flog der Aufsteller um. Ziel erreicht. Der Kollateralschaden ist jedoch beachtlich. Denn der Angreifer ging ebenfalls zu Boden, faßte sich ans Knie und fluchte: „Scheiß Nazis!“ Laut Scholtysek sprang dem wohl etwas ungeübten „Antifaschisten“ die Kniescheibe aus dem Gelenk. Schließlich mußte ein Rettungswagen kommen und den Mann ins Krankenhaus bringen, wie ein Sprecher der Berliner Polizei auf JF-Anfrage bestätigt. In sozialen Medien sorgte der Vorfall schnell für Häme: „Instantkarma! Ja, tatsächlich heute so am Infostand der AfD passiert. Linker Typ tritt Aufsteller um. Aufsteller wehrt sich. Kniescheibe raus. Mußte mit dem Krankenwagen abgeholt werden“, twitterte der AfD-Kandidat für die Abgeordnetenhauswahl, Vadim Derksen. Sein Parteikollegee Scholtysek nahm den Vorfall gelassen. Es sei das erste Mal gewesen, daß er im Wahlkampf derart angefeindet worden sei.