© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/21 / 03. September 2021

Meldungen

Algerien bricht Kontakt zu Marokko ab 

RABAT. Das Königreich Marokko hat die Entscheidung Algeriens, die diplomatischen Beziehungen zu Marokko abzubrechen, „zur Kenntnis genommen“, teilte die marokkanische Nachrichtenagentur MAP mit. Parallel dazu kritisierte das Außenministerium die „völlig ungerechtfertigte, aber erwartete Entscheidung“ – angesichts der in den letzten Wochen festgestellten „Eskalationslogik“ seitens Algeriens. Marokko lehne die „falschen, ja absurden Vorwände“, die der Entscheidung zugrunde liegen, kategorisch ab. Das Königreich Marokko werde seinerseits ein glaubwürdiger und loyaler Partner des algerischen Volkes bleiben und sich weiterhin mit Klugheit und Verantwortung für die Entwicklung „gesunder und fruchtbarer Beziehungen zwischen den Maghrebinern einsetzen“, ließ das Außenministerium verlauten. Algeriens Minister für Auswärtige Angelegenheiten, Ramtane Lamamra, begründete die Entscheidung laut Le Monde damit, daß „die Geschichte gezeigt hat, daß das Königreich Marokko nie aufgehört hat, feindliche Aktionen gegen Algerien durchzuführen“. Hintergrund des Streits ist die heikle Frage um die Westsahara. 1976 hatte Marokko formell die Annexion der Westsahara verkündet und sich mit dem südlichen Nachbarn Mauretanien auf eine Aufteilung des Gebiets geeinigt. Algerien und vor allem die saharauische Widerstandsbewegung Frente Polisario opponieren seitdem darüber. Die Situation eskalierte im Juli, als Algier seinen Botschafter in Rabat zurückzog, nachdem „die marokkanische diplomatische Vertretung in New York eine offizielle Note an die Mitgliedsländer der Bewegung der Blockfreien verteilt hatte, in der Marokko ‘öffentlich und ausdrücklich ein angebliches Selbstbestimmungsrecht des kabylischen Volkes unterstützt’“, betonte das algerische Außenministerium. (ctw)





Chicago: Kriminalität nimmt überhand 

CHICAGO. Am vergangenen Wochenende gab es in Chicago bei Schießereien sechs Tote und 49 Verwundete. Eine Schmach für Bürgermeisterin Lori Lightfoot. Die Demokratin wurde 2019 mit dem Versprechen, die Waffengewalt einzudämmen, mit überwältigenden 74 Prozent Zustimmung ins Amt gewählt. Doch die erste schwarze Frau und zugleich die erste sich offen als homosexuell bezeichnende Bürgermeisterin gerät mehr und mehr in die Kritik, denn die Zahl der Schießereien nimmt nicht ab. Während eines Interviews mit Fox News hatte der Chef der Chicagoer Polizeigewerkschaft, John Catanzara, Lightfoot am ersten Augustwochenende für eine tödliche Schießerei verantwortlich gemacht, bei der eine Polizistin getötet und ein Polizist schwer verletzt wurde. Lightfoots „Hart gegen Polizisten, weich gegen-Kriminalität“-Ansatz, so Catanzara, habe Kriminelle wie den Mörder der Polizistin Ella French (29) zu der Tat ermutigt. Nach Angaben der Chicago Tribune hatten die Beamten bereits im Mai Lightfoot und dem Polizeipräsidenten David Brown das Mißtrauen ausgesprochen und als Gründe „Erschöpfung und die mehrfache Streichung von freien Tagen“ genannt. Laut CBS2 wurden im Jahr 2020 in Chicago 4.135 Menschen erschossen – fast 1.500  mehr als im Jahr zuvor und ein Anstieg von 36 Prozent. Bis Juli 2021 seien in Chicago bereits 2.528 Menschen erschossen worden – zehn Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des vergangenen Jahres. (ctw)