© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/21 / 03. September 2021

Inflationsrate in Deutschland mit 3,9 Prozent weiter auf hohem Niveau
Schleichende Enteignung
Jörg Fischer

Die „totgesagte Inflation kehrt zurück“ und den Preis dafür müßten die Bürger zahlen, empören sich wirtschaftsliberale Publizisten, die ansonsten den kleinen Mann ständig auffordern, den Gürtel noch enger zu schnallen. Aber die Rettung naht: Es hänge vom Ausgang der Bundestagswahl ab, ob „die Hoffnung auf eine Rückkehr zur Europäischen Stabilitätsunion endgültig beerdigt werden“ müsse. Sprich: Unbedingt Union oder FDP ankreuzen, denn mit SPD und Grünen drohen noch höhere Schulden für den „klimapolitischen Umbau und teure Sozialversprechen“.

Doch eine „Deutschland-Koalition“ wie in Sachsen-Anhalt ist die unwahrscheinlichste nach dem 26. September, denn grüne Bundesminister haben die geringsten Skrupel, Sozialversprechen für länger hier Lebende einzukassieren und den Umbau à la Greta und Weltwirtschaftsforum vom einfachen Volk bezahlen zu lassen. Und die schleichende Enteignung hat nicht erst mit 3,9 Prozent Inflation begonnen. Ja, unter den Kanzlern Schmidt und Kohl gab es kurzzeitig sogar Inflationsraten von sieben bzw. fünf Prozent. Aber damals gab es noch die 

D-Mark, deren Aufwertung Importe billiger machte. Die Bundesbank sorgte dafür, daß die Zinsen zwei Prozent höher lagen als die Inflationsrate. Heute sorgen Nullzins und der von 6.000 D-Mark (unter Helmut Kohl) auf 801 Euro (unter Angela Merkel) gefallene Sparerfreibetrag, daß die Bankguthaben der Bürger mit mehr als nur 3,9 Prozent abschmelzen. Hauptgrund für die hohe Inflation sind die im August um 12,6 Prozent gestiegenen Energiekosten sowie die zum Januar wieder angehobene Mehrwertsteuer. Letzteres war eine rein politische Entscheidung – mit Unionsbeteiligung.

Auch das Brennstoffemissionshandelsgesetz zur Rettung des Weltklimas macht Benzin, Diesel, Heizöl und Gas die kommenden Jahre noch teurer – ganz ohne Grüne. Die Geldpolitik bestimmen nicht die leidenschaftlichen Europäer Armin Laschet und Christian Lindner, sondern die EZB-Ratsmitglieder. Und die Inflation im Euroraum betrug im Juli „nur“ 2,2 Prozent. Frankreich (1,5), Italien (1,0) oder Griechenland (0,7) lagen sogar weit darunter. Eine Zinsanhebung à la Bundesbank zu D-Mark-Zeiten würde diese Länder in die Staatspleite führen und dem nächsten Bundesfinanzminister zumindest schlaflose Nächte bereiten.