© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/21 / 03. September 2021

Filmkritik Light Sleeper
Erlösung und Gnade
Werner Olles

Der unter chronischer Schlaflosigkeit leidende Dealer John LeTour (Willem Dafoe) arbeitet für die New Yorker Drogenhändlerin Ann (Susan Sa-randon), die sich auf die gehobenen Kreise im Finanz- und Bankensektor spezialisiert hat, als Kurier. Eigentlich wollen beide aus dem Geschäft aussteigen, doch während Ann plant, in den Kosmetikhandel einzusteigen, leidet LeTour immer noch unter der vom Drogenkonsum gezeichneten Beziehung mit Marianne Jost (Dana Delany). Zwar sind beide inzwischen clean, aber Marianne lehnt es dennoch ab, wieder mit LeTour zusammenzuleben. Die beiden verbringen gleichwohl eine Nacht miteinander.

LeTour wird inzwischen von der Polizei beobachtet, da eine junge Frau, die mit Tis (Victor Garber), einem reichen Schweizer Großkunden von Ann, Kontakt hatte, auf mysteriöse Weise ums Leben gekommen ist. Als er Tis erneut mit Drogen beliefert, trifft er in dessen Wohnung auf Marianne, die offenbar stark unter Drogen steht und kurz darauf zu Tode stürzt.

Tis bestellt bei Ann neue Drogen und besteht darauf, daß LeTour ihn beliefert. Dieser ahnt jedoch, daß Tis vorhat, ihn umzubringen, weil er ihn für den Tod der jungen Frau und den von Marianne verantwortlich macht und der Polizei bereits einen Tip gegeben hat. Ann will diesmal bei der Übergabe dabei sein, doch die Leibwächter von Tis lassen sie nicht in dessen Apartment. Es kommt zu einer Schießerei, bei der LeTour auch selbst schwer verletzt wird …

Paul Schraders „Light Sleeper“ (USA, 1992) erzählt die Geschichte eines Dealers für wohlhabende Kreise, der nach dem Tod der Frau, die er liebte, gnadenlos mit seinem Milieu abrechnet. Der Kriminalthriller, den man als modernen Film noir bezeichnen darf, dient dabei als Folie für das Drama einer Erlösung und die Suche nach Gnade. Schraders transzendentalem Stil, den er bei „Katzenmenschen“ (1981), dem mißlungenen Remake von Jacques Tourneurs Meisterwerk „Cat People“, und bei dem viel zu artifiziellen Künstlerporträt „Mishima – Ein Leben in vier Kapiteln“ (1985) leider vermissen ließ, gelingt es hier, mit inhaltlicher Tiefe und Spiritualität zu überzeugen. Die schauspielerische Leistung des Hauptdarstellers Willem Dafoe nimmt den Zuschauer zudem bis zum Schluß gefangen.

Bonusmaterial: Interviews mit Willem Dafoe und Paul Schrader sowie ein Audiokommentar des Regisseurs.

Mediabook: Light Sleeper. Koch Media 2021, Laufzeit etwa 93 Minuten