© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/21 / 03. September 2021

Böse Zuspitzung der Lage
Werner Hubers Dystopie über Deutschlands nahe Zukunft
Albrecht Rothacher

Der Physiker Werner Huber, der bislang literarische Reiseberichte veröffentlichte, legt nun einen sehr intelligent und gut geschriebenen futuristischen Polit-Thriller vor. Berlin ist das Epizentrum von ganz Deutschland erschütternden Pandemieszenarien, darauffolgenden Wirtschaftskrisen und weiteren Einwanderungswellen, die das in früheren Wahlkämpfen beschworene „sich nicht wiederholende 2015“ vielfach übertreffen. Daraus erwachsen blanker Terror und bürgerkriegsartige politische Gewalt zwischen militanten Islamisten und ihren verbündeten Antifa-Milizen auf der einen und sich dagegen formierenden patriotischen Kräften auf der anderen Seite. Während sich die Regierung, der Senat, die nach wie vor konformistischen Medien und die Wissenschaft vor dem beginnenden Bürgerkrieg feige und parteiisch wegducken, steht eine Regierungsbeteiligung einer aus dem Nahen Osten und vom internationalen Konzernen finanzierten aggressiven Islamistenpartei unmittelbar bevor. 

Ein von Zweifeln geplagter Antiheld, der sich mit – nachträglich politisch-korrekt redigierten – Forschungsaufträgen zu Integrationsproblemen an Berliner Schulen über Wasser hält, versucht mit seiner Frau, einer wackeren und selbstbewußten Senatsangestellten, einen russischen Jungen zu adoptieren. Da er nach seiner Rußlandreise Augenzeuge der Zerstörung eines Waffenlagers in einer Kreuzberger Moschee wird, gerät der Antiheld wider Willen zwischen die Fronten und wird vom russischen Geheimdienst als ihr eher unwilliger Informant und Kontaktmann zum deutschen Widerstand rekrutiert. Am Ende putscht die Bundeswehr mit russischer Hilfe im Osten gegen das um sich greifende blutige Chaos und die wie in Frankreich drohende islamistische Machtübernahme. Ein Happy-End gibt es nicht. 

Spannend und sachkundig geschrieben, mit trotz aller hoffentlichen Unwahrscheinlichkeiten stringenten dramatischen Handlungs- und Erzählsträngen, ist der Roman eine sehr aufwühlende Lektüre, die durchaus den künftigen tragischen Verlauf der deutschen Geschichte darstellen könnte und in der Tradition von Michel Houelle-becqs „Unterwerfung“ und George Orwells „1984“ steht. Man kann das Buch nicht einfach locker wieder in den Bücherschrank stellen und es vergessen. Zu den Themen Islam und nahöstlicher Gewaltkulturen sind die Schilderungen kenntnisreich und über jeden Zweifel erhaben. Der Roman ist absolut spannend geschrieben und literarisch anspruchsvoll. In Summe: sehr lesenswert!

Überaus interessant und beunruhigend ist auch die dokumentarische Fakten- und Zitatensammlung zum Islamismus und dessen geplanter Landnahme in Europa im Anhang.

Werner Huber: 2029. Eine deutsche Zukunft. Gerhard Hess Verlag, Bad Schussenried 2020, broschiert, 289 Seiten, 16,99 Euro