© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 36/21 / 03. September 2021

Haltungsnote
Zum Gegenangriff übergehen
Gil Barkei

Die „Cancel Culture“ drückt auf Autoren, Schauspieler und Satiriker. Längst hat bei vielen „Kulturschaffenden“ im Westen die Schere im Kopf eingesetzt. Schweigen ist Gold – will man künftig noch gebucht, verlegt und besetzt werden. 

Doch nicht mit John Cleese: Das britische Comedy-Urgestein geht zum Frontalangriff über. Für die künstlerische Freiheit und für alle, die sich angesichts des ganzen Gender- und Anti-Rassismus-Wahns in Europa und in Deutschland bereits in einem Monty-Python-Sketch wähnen, produziert der 81jährige eine TV-Serie gegen die „woken“ Blockwarte. In „John Cleese: Cancel me“ trifft der Engländer Personen, die gelöscht, zensiert, ausgeladen und verdrängt wurden, weil sie sich nicht an die neuen linksliberalen Ideologie-Regeln gehalten haben. Er möchte ihnen ihre Stimme zurückgeben und dabei die Fragen aufwerfen, was überhaupt noch erlaubt ist, ob Kultkomödien wie einst heute so überhaupt noch machbar sind und warum eine neue Generation die Regeln neu schreiben will. „Ich freue mich, daß ich die Chance habe, vor der Kamera alle Aspekte der sogenannten Political Correctness zu ergründen“, gibt sich der Komiker verschmitzt angriffslustig. 

Ende des Jahres werden die ersten Folgen auf Channel 4 ausgestrahlt, dann wird sich zeigen, welche europäischen Fernsehkanäle das Spätwerk des früheren Quotenbringers einkaufen.