© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/21 / 10. September 2021

Frisch gepreßt

Soziologie von rechts. Mit seinem Werk will der Publizist Winfried Knörzer eine Lücke schließen, die entstanden ist, weil Sozialphilosophen wie Hans Freyer (1887–1969), Arnold Gehlen (1904–1976) und Helmut Schelsky (1912–1984) kaum Nachfolger gefunden haben, so daß die bundesdeutsche Soziologie sich zur Domäne der Linken entwickelte. In eine aller Handlungsmöglichkeiten beraubte Außenseiterposition gedrängt, habe eine „Soziologie von rechts“ aber nun die Chance, die westliche Gesellschaft gleichsam von außen, so wie ein Ethnologe „primitive Völker“ beobachtete, emotionslos in den anatomischen Blick zu nehmen. Um zu erfahren, welch schöne Früchte das zeitigt, beginne man die Lektüre des klugen Buches am besten mit dem Kapitel „Die Gemeinschaft des Volkes“. Den offenkundigen Verlust „volksbezogener Gemeinschaftserfahrung“ könnten Rechte zwar genauso beklagen wie die Tatsache, daß der Begriff „Volk“ heute aus dem politischen Vokabular „fast vollständig entfernt wurde“. Aber sie müsse auch nüchtern registrieren, daß volksbezogene Vergemeinschaftung für die Gruppenbildung in modernen Gesellschaften „nicht mehr zwingend erforderlich“ sei. In „Bevölkerungen“ bestünden nur noch Beziehungen zwischen Produzenten und Konsumenten, es verkehren dort „User“, aber keine „Volksgenossen“. Die bis in die 1990er unproblematische Vergemeinschaftung auf ethnischer Basis sei mit der „multikulturellen Totaltransformation“ schlicht obsolet geworden. (wm)

Winfried Knörzer: Die Farben der Macht. Der rechte Blick auf die Gesellschaft der Gleichen, Lindenbaum Verlag, Beltheim-Schnellbach 2021, gebunden, 352 Seiten, 24,80 Euro





9/11. Zu fragen, ob hinter einem Vorgang eine Verschwörung steckt, ist eine normale Sache, findet der Autor und freie Journalist Mathias Bröckers. Irrational oder verrückt würde eine solche Vermutung erst, „wenn dort Zusammenhänge, Indizien oder Beweise gesehen werden, wo gar keine sind“. Eine solche abwegige Verschwörungstheorie sieht Bröckers in der offiziellen Erzählweise der Geschehen vom 11. September 2001 in New York. Daß 19 Flugzeugentführer und der Kopf der Terrorzelle al-Qaida, Osama bin Laden, den Anschlag auf das World Trade Center verantworten sollen, hält er für eine Legende. Der Bestsellerautor nimmt dabei nicht für sich in Anspruch, die volle Wahrheit zu kennen. Doch während die „gesamte journalistische Branche nach 9/11 einfach gar nicht hin- oder sogar wegschaute“, habe er Fakten, Fälschungen und unterdrückte Beweise gesammelt. Sein Resümee nach zwanzig Jahren lautet: „Das Verbrechen des Jahrhunderts ist bis heute nicht aufgeklärt.“ (hr)

Mathias Bröckers: Mythos 9/11. Die Bilanz des Jahrhundertverbrechens – 20 Jahre danach. Westend Verlag, Frankfurt am Main 2021, broschiert, 144 Seiten, 14 Euro