© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 37/21 / 10. September 2021

Umwelt
Gabriel der Lampenengel
Jörg Fischer

Nach der Jahrtausendwende drohte Philips, Osram & Co. eine vernichtende Niederlage an der Lichtfront: Japanische Firmen wie Sharp und Toshiba hatten mit ihren LED-Lampen eine geniale und langlebige Alternative für Glühlampen zur Serienreife gebracht. Das wäre der Todesstoß für die teuren und empfindlichen Kompaktleuchtstofflampen, die wegen ihres unnatürlichem Lichts keiner kauft. Was tun? Einfach den CO2-Joker ziehen! Angela Merkels SPD-Umweltminister Sigmar Gabriel verlangte daher 2007 in einem Brief an die EU-Kommission ein Glühlampenverbot. Und ab 2009 mußten alle EU-Bürger sukzessive ihre billigen Glühbirnen durch angebliche Energiesparlampen ersetzen. Die Japaner konzentrierten sich mit ihren wirklich sparsamen LEDs zunächst auf den Heimatmarkt und das Hochpreissegment.

Zwölf Jahre nach dem EU-Glühbirnenverbot sind die propagierten Sparlampen nur noch Sondermüll.

Die EU-Verordnungen (244 bzw. 859/09) über die „umweltgerechte Gestaltung von Haushaltslampen“ brachten europäischen und chinesischen Konzernen eine Atempause, um ihren Technologierückstand aufzuholen. Doch die ist vorbei: Die seit September gültige EU-Verordnung zu „Ökodesign-Anforderungen an Lichtquellen“ verbannt zunächst die zwangsweise in den Markt gedrückten „Energiesparlampen“ sowie lineare Hochvolt-und Niedervolt-Halogenlampen mit Reflektor. Ab September 2023 dürfen dann auch lineare Leuchtstofflampen („Neon-Röhren“ mit 60 bis 150 Zentimeter Länge) und fast alle Halogenlampen nicht mehr verkauft werden. Und was hat der Lampen-Lobbyismus der schwarz-roten Bundesregierung der Umwelt gebracht? „Ausrangierte Energiesparlampen sind Sondermüll und entsprechend zu entsorgen“, sagt nicht nur Greenpeace, sondern auch die Umweltgesetzgebung. Wegen ihres Quecksilberanteils und des integrierten elektronischen Vorschaltgeräts darf die Hinterlassenschaft von Lampenengel Gabriel nicht in die graue Tonne – doch nicht nur in sozialen Brennpunkten geschieht genau das.

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