© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/21 / 17. September 2021

Berlin kauft Immobilien
Wahnsinn mit Methode
Stefan Kofner

Der Berliner SPD-Finanzsenator Matthias Kollatz plant den Kauf von 14.500 Wohnungen und 500 Gewerbeeinheiten von der Vonovia und der Deutschen Wohnen für 2,4 Milliarden Euro. Die SPD will mit diesen Ankäufen zu Marktpreisen der Initiative „Deutsche Wohnen & Co. enteignen“ den Wind aus den Segeln nehmen. Doch die verfügbaren Informationen über diesen teuren Immobiliendeal sind außerordentlich dürftig, selbst für die Parlamentarier des Abgeordnetenhauses von Berlin. Die wenigen Unterlagen erlauben es weder die Bewertung nachzuvollziehen noch Zustand und Sanierungsbedarf einzuschätzen.
Das hat Methode. Der Finanzsenator lehnt es ab, den Kauf dem Parlament zur Beschlußfassung vorzulegen. Mit der absurden Begründung: der Kauf gehe nicht zu Lasten des Landeshaushaltes. Das bedeutet also, er glaubt, ohne parlamentarische Kontrolle das Geld der Steuerzahler verpulvern zu dürfen. Die geplante Transaktion wäre für die Berliner Steuerzahler ruinös.
Der Treppenwitz ist, daß die Wohnungen früher dem Staat gehörten. Sie stammen aus der Privatisierung von öffentlichen Wohnungsunternehmen wie Gehag, GSW und Gagfah an ausländische Finanzinvestoren. Zeitzeugen erinnern sich mit Schaudern an die damalige fröhliche Schnäppchenjagd. Jetzt sollen die eigenen Wohnungen für das Fünffache zurückgekauft werden. Wer so mit unserem Geld umgeht, gehört vom Hof gejagt.





Prof. Dr. Stefan Kofner hat einen Lehrstuhl für Immobilienwirtschaft an der Hochschule Zittau/Görlitz.