© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/21 / 17. September 2021

Jürg Läderach. Weil sich der Chocolatier für christliche Werte einsetzt, wird sein Unternehmen unter Druck gesetzt.
Gejagt und erlegt
Martin Bürger

Am Samstag gehen nicht nur in Berlin Lebensschützer gegen Abtreibung auf die Straße, sondern auch in Zürich. Der finanzstärkste und einflußreichste Unterstützer der Schweizer Lebensschutzbewegung ist Jürg Läderach, Fabrikant edler Schokoladen, mit Filialen nicht nur in der Schweiz und Deutschland, sondern auch in London, Kanada, den USA und im Nahen Osten.

Lange war Läderach Schatzmeister beim „Marsch fürs Läbe“, wie die Schweizer sagen, trat jedoch 2019 zurück, um nicht den Eindruck zu erwecken, er trage persönlich einen signifikanten Teil der Kosten. Was ohnehin nie der Fall gewesen sei, wie er über Christianity for today mitteilen ließ, deren Präsident er ist. Die freikirchliche Gruppe tritt für den Lebensschutz ein, wie auch für die traditionelle Familie, die Freiheit von Glauben, Gewissen und Meinung sowie eine christlich geprägte Bildung und Wertekultur.

Doch das Engagement des Chefs kam das 1962 im Kanton Glarus gegründete Unternehmen teuer zu stehen: Immer mehr Medien begannen darin etwas Skandalöses zu sehen und prangerten die Firma dafür an. Homolobby- und Abtreibungsaktivisten fingen an, vor Filialen zu demonstrieren, Flugblätter zu verteilen oder gar Buttersäure zu verspritzen. Daraufhin stellte 2020 die Fluglinie Swiss, Nachfolger der ehemals staatlichen Swissair, den Verkauf von Läderach-Pralinen an Bord ihrer Flugzeuge ein, was für weitere desaströse Schlagzeilen sorgte.

Unbedingt versucht man den Einsatz für christliche Werte von der Positionierung des Unternehmens zu trennen.
Längst ist die Firma nicht nur bemüht, als vorbildlich aufzutreten, kommuniziert in Gender-Sprache und postuliert „Respekt, Diversität, Toleranz“ als hauseigenen Wertekanon, der Läderach ausmache. Ebenso versucht man unbedingt den Einsatz des Inhabers für christliche Werte von der Positionierung des Unternehmens zu trennen. Man investiere „in keiner Weise in christlich-soziale Projekte“, beruhigt die Firmenkommunikation, auch wenn man einräumt, „daß sich einzelne Familienmitglieder für christlich-soziale Projekte oder Forschungstätigkeiten im Gesundheitsbereich engagieren“.
Der Patriarch selbst sucht nicht die Öffentlichkeit. „Für private Fragen steht er nicht zur Verfügung“, so eine Firmensprecherin, nicht einmal sein Alter wird verraten. Wenn Läderach öffentlich spricht, dann über den Glauben, „als christlicher Patron, der seiner ‘Chocolate Family’ Liebe und Menschlichkeit ans Herz lege“, schrieb der Züricher Tages-Anzeiger. „Bilder wie das von 1996, das ihn als Sprecher konservativer Christen auf der Rütliwiese zeigt, gibt es heute kaum mehr.“

Jürg Läderachs christliche Heimat ist die mitunter als Sekte charakterisierte Evangelische Gemeinde Hof Oberkirch im Kanton St. Gallen, der auch eine Schule angeschlossen ist. Die Gemeinde sieht sich im Geist der evangelikalen Missionsbewegung Kwasizabantu, die 1970 in Südafrika gegründet wurde und vor rund zwei Jahrzehnten wegen Vorwürfen körperlicher Züchtigung im Schulbetrieb in der Kritik war. Die Internetauftritte von Gemeinde und Schule verweisen unterdessen nicht mehr auf Kwasizabantu.

Seit zwei Jahren führt Sohn Johannes die Schokoladenmanufaktur, Bruder Elias holte 2018 den Titel „World Chocolate Master“. Auch Johannes ist im Vorstand von Christianity for today, und wie sein Vater hält er sich nach dem Bombardement der vergangenen Jahre mit öffentlichen Auftritten zurück.


 www.laderach.com