© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/21 / 17. September 2021

Grüße aus … Paris
Lebewohl, lieber Staatsfeind
Katharina Puhst

In seiner Hauptrolle des Staatsfeinds bleibt uns der französische Schauspieler Jean-Paul Belmondo in Erinnerung, der 1981 im Actionfilm „Der Profi“ glänzte. Darin ist er als Geheimagent Josselin Beaumont im Kampf gegen die Regierung zu sehen. Vergangene Woche ist der Leinwandheld nun im Alter von 88 Jahren verstorben, und mit ihm schwindet ein Teil französischer Kultur oder des „nationalen Reichtums“, wie Präsident Emmanuel Macron es ausdrückte. Die eigentliche Bestattung fand im kleinen Kreis statt. Das Staatsbegräbnis ähnelte hingegen dem des ehemaligen Präsidenten Jacques Chirac. Im Ehrenhof des Pariser Invalidendoms ertönte die Marseillaise, Frankreichs Nationalhymne gespielt vom Orchester der Garde républicaine.

Belmondos Bewunderer durften nach der Militärparade an den Sarg herantreten, um sich von ihrem Idol zu verabschieden. Damit sagten sie auch einem Teil ihrer Identität Lebwohl. „Wir lieben Belmondo, weil er uns glich“, bekräftigte Macron und verwies auf dessen zahlreiche Rollen als Spion, Bulle oder Gauner, in denen der Schauspieler immer ein „Teufelskerl“ war – ganz nach dem Titel eines seiner weiteren Filme. Tatsächlich begeisterte der Darsteller mit seinem sympathischen Lächeln und Witz nicht nur ältere Generationen, sondern auch junge Menschen. Mit nos­talgischen Gefühlen denken viele Franzosen an die filmische Unterhaltung beim sonntäglichen Familienessen oder im gemütlichen Bistro zurück.

Belmondo war das Symbol eines glücklichen Frankreichs, in dem Unbekümmertheit herrschte.
Laut Macron war Belmondo ein „Familienmitglied“, das „an unserer Seite die französische Lebensweise vertrat“. Romantischer könnte das Bild einer vereinten Nation kaum sein. Ungezwungenheit und Leichtigkeit prägten den Erfolg des Filmstarts, der sich über die sechziger und siebziger Jahre hinweg entwickelte und heute zu einem Sinnbild des Wirtschaftswunders geworden ist. Das Symbol eines glücklichen Frankreichs, in dem Unbekümmertheit und Freiheit herrschten. Darum ist es kaum verwunderlich, daß Trauernde aus allen Ecken des Hexagons herbeiströmten, um beim Staatsbegräbnis dabei zu sein. Zum Ausklang der emotionalen Zeremonie erschallte die Filmmusik Chi Mai, welche der italienische Oscarpreisträger Ennio Morricone für den „Profi“ komponiert hatte.

Auch die Sportwelt trauert um Belmondo. Eine Loge des Stadions Roland-Garros in der französischen Hauptstadt trägt inzwischen den Namen der Filmlegende, die nicht nur regelmäßig Tennisturnieren, sondern auch Boxkämpfen beiwohnte. Womöglich wird in naher Zukunft auch eine Metrostation nach Belmondo benannt. Ich frage mich, ob die Deutschen sich ebenfalls mit einem Schauspieler derart identifizieren und wer heute geradezu symbolisch für die Kultur der Bundesrepublik stehen könnte.