© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/21 / 17. September 2021

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Trump geißelt Abtragung von Robert-E. Lee-Statue

Richmond. Ex-Präsident Donald Trump zürnte auf Telegram. Er habe gerade gesehen, wie ein riesiger Kran die „prächtige Statue“ von „Robert E. Lee auf seinem Pferd“ in Richmond, Virginia, abgetragen habe. Sie, die dort 130 Jahre gestanden habe, in drei Teile zu zerschneiden und das Kunstwerk zu seiner „vollständigen Schändung“ einzulagern, sei „eine Blamage, die wir erleiden müssen“, so Trump. „Unsere Kultur wird zerstört und unsere Geschichte und unser Erbe, sowohl das gute als auch das schlechte, werden von der radikalen Linken ausgelöscht, und das dürfen wir nicht zulassen“, fuhr er fort und würdigte Robert E. Lee. Zwar habe Präsident Abraham Lincoln gewollt, daß Lee im Bürgerkrieg den Norden befehlige, doch Robert E. Lee habe „sich stattdessen wegen seiner großen Liebe zu Virginia“ für die Südstaatenseite entschieden, so der Ex-Präsident. Hunderte Schaulustige brachen am vergangenen Mittwoch in Jubel aus, als die 14 Meter hohe Bronzefigur von einem Sockel gehoben wurde. Ein Bauarbeiter, der das Geschirr um Lee und sein Pferd schnallte, reckte die Faust in die Luft und zählte: „Drei, zwei, eins“, während die Menge skandierte „Wessen Straßen? Unsere Straßen!“ „Es ist bezeichnend für die Tatsache, daß wir die Schichten der Ungerechtigkeit abtragen, die Schwarze und Farbige erfahren haben, als sie so lange von der Politik der weißen Vorherrschaft regiert wurden“, jubelte Ana Edwards, eine Aktivistin von Virginia Defenders for Freedom, Justice & Equality. Der demokratische Gouverneur von Virgina, Ralph Northam, hatte die Entfernung der Statue im vergangenen Sommer inmitten der landesweiten Protestbewegung, die nach dem Tod von George Floyd ausbrach, angekündigt. Doch ein Rechtsstreit zog die Planung in die Länge, bis der Oberste Gerichtshof Virginas den Weg freimachte. „Jedes Überbleibsel wie dieses, das die verlorene Sache des Bürgerkriegs verherrlicht, muß abgerissen werden“, betonte Northam im Anschluß. „Dies ist ein langwieriger Prozeß, ein Teil des Heilungsprozesses für Virginia, um voranzukommen, um Vielfalt zu begrüßen, um ein einladender Staat zu sein, um inklusiv zu sein.“ Die Stadtverwaltung hat sich verpflichtet, auch die anderen vier Konföderierten-Denkmäler entlang der prestigeträchtigen Monument Avenue in Richmond abzubauen. (ctw)