© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 38/21 / 17. September 2021

Meldungen

„Bayrischer Hiasl“ war doch nur ein Mordbube

HEIDELBERG. Matthäus Klostermayer alias Matthias Klostermayr, auch der „Bayerische Hiasl“ genannt, gilt als Anführer einer „gerechten Räuberbande“ beziehungsweise als schwäbisch-bayerischer Robin Hood. Er soll auch als Vorbild für den Karl Moor in Friedrich Schillers „Die Räuber“ gedient haben. Die Gesetzlosenlaufbahn von Klostermayer begann im Februar 1756, als er wegen eines Faschingsscherzes seine Stellung als Jagdgehilfe verlor. Dabei agierte der unweit von Augsburg Geborene keineswegs so edel, wie die späteren verklärenden Legenden suggerieren, wie ein Beitrag in Bild der Wissenschaft zum 250. Jahrestag seiner Hinrichtung am 6. September 1771 klarstellt. Klostermayer zog bis zu seiner Verhaftung am 14. Januar 1771 durch 300 Soldaten unter dem Kommando des Premierleutnants Ferdinand Schedel eine blutige Spur der Gewalt durch die Region zwischen Ulm und Kempten. Auf das Konto der Bande des angeblichen „Rebellen gegen fürstliche Willkür“ gingen beispielsweise neun brutale Morde. Der Kriminelle wurde schließlich an der Donaubrücke in Dillingen zusammen mit seinen beiden Komplizen Johann Adam Locherer und Johann Georg Brandmaier zu Tode gerädert. Dabei erdrosselte der Henker „Hiasl“ gnädigerweise vor diesem grausamen und langwierigen Ende mit einem Strick. (ts)

 www.spektrum.de/news




Nachweis von früher Bürokratie in der Bronzezeit

LONG ISLAND CITY. Italienische Archäologen unter Francesca Balossi Restelli von der Sapienza Università di Roma führen derzeit Ausgrabungen in der vier Hektar großen Unesco-Weltkulturerbestätte von Arslantepe unweit der ostanatolischen Stadt Malatya durch. Die Besiedlung des Geländes begann bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. Während der Kupfersteinzeit (Chalkolithikum) entstanden dann hier ab 3620 v. Chr. zunächst Tempelanlagen und später noch ein Königspalast, der zu den ältesten bekannten Herrscherresidenzen weltweit zählt. Doch damit nicht genug: Offensichtlich gab es in Arslantepe bereits auch eine sehr frühe Form von Bürokratie. Das schließen Restelli und ihr Team aus den insgesamt 5.250 Siegelabdrücken in den Gebäuden, welche auf den Einsatz von rund 250 verschiedenen Siegeln mit dem Abbild von Tieren und menschlichen Figuren hindeuten (Online-Ausgabe des Archaeology Magazine vom 9. September 2021). Aller Wahrscheinlichkeit nach waren im chalkolithischen Arslantepe speziell ausgesuchte Palastangestellte am Werk gewesen, deren Aufgabe darin bestanden hatte, mit ihren jeweiligen individuellen Siegeln für die Unversehrtheit von Vorratsbehältnissen und Lagerräumen zu bürgen. (ts)  www.archaeology.org/news




Erste Sätze

Humanismus und Reformation hatten die Vernunft des persönlichen Menschen unabhängig, zur Schiedsrichterin in göttlichen und menschlichen Dingen gemacht.

Josef Nadler: Johann Georg Hamann 1730–1788. Der Zeuge des Corpus mysticum, Salzburg 1949





Historisches Kalenderblatt

18. September 1931: Der von japanischen Offizieren verübte Sprengstoffanschlag auf die Eisenbahn in der Stadt Mukden leitet die japanisch-chinesische Mandschureikrise ein, infolge deren Tokio militärisch interveniert und den Marionettenstaat Mandschukuo einrichtet.