© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/21 / 24. September 2021

Australien und die U-Boot-Krise
Gallischer Zorn
Albrecht Rothacher

Scheinbar über Nacht annullierte Australien seine 56 Milliarden Euro teure Bestellung von zwölf französischen U-Booten. Stattdessen will man selbst mit Hilfe der USA und der Briten acht Atom-U-Boote bauen, um im Rahmen des neuen Aukus-Paktes der drei Staaten die internationalen Seewege des Südchinesischen Meers und der Straße von Formosa, die von Peking beansprucht werden, besser patrouillieren zu können. 

Paris rief ertzürnt seine Botschafter aus Washington und Canberra zurück. Der normalerweise zurückhaltende Außenminister Jean-Yves Le Drian warf den beiden Lüge, Doppelzüngigkeit und schweren Vertrauensbruch vor. Man werde die „strategische Autonomie“ Europas stärken und die Strategie der Nato überdenken müssen, die Präsident Macron schon vor zwei Jahren als „hirntot“ bezeichnet hatte. Es ist klar, daß Paris nicht erst seit dem Desaster des Rückzugs aus Afghanistan an der Verläßlichkeit des US-Partners starke Zweifel hegt. Aus australischer Sicht liest sich dies anders: Der französische Hersteller sei zeitlich so in Verzug geraten, daß Lieferungen frühestens 2035 hätten erfolgen können. Weiter hätten sich die Kosten nahezu verdoppelt und Hacker bei Lieferungen nach Indien vertrauliche Daten geknackt. China nutzt die Krise, um seine Wirtschaftssanktionen gegen den einstig bevorzugten Rohstofflieferanten Australien zu verschärfen. 

Während Frankreich beleidigt ist, daß sein Status als pazifische Macht mit seinen Besitzungen Neukaledonien und Polynesien ignoriert und es ausgerechnet von seinem Fischerei-Feind Großbritannien ausgetrickst wurde, setzt sich die EU im Streit zwischen China und den USA mit seiner Strategie, jedermanns Freund sein zu wollen, einmal mehr gekonnt zwischen alle Stühle.