© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/21 / 24. September 2021

Zitate

„Warum ist Angela Merkel unverändert populär? Die Presse, unter Auflagenschwund, wird regierungsseitig mit Anzeigen gefüttert. Im Fernsehen hat Haltungsjournalismus bei vielen inzwischen einen höheren Stellenwert als klassische Recherche, und über Merkel scheint die Sonne, weil sie mitschwimmt auf der Welle der Guten und Diversen. (...) Was bleibt von ihr? Wenn sie weg ist, werden viele merken, was man nicht an ihr hatte. Verläßlichkeit, Visionen, verantwortliches Handeln in jeder Lage. Die oft verbreitete Meinung ‘Merkel kann Krise’ ist eine Mär. Richtig ist: Sie konnte sich persönlich behaupten. Richtig ist auch: Sie hinterläßt ein zerrissenes Land, eine zerrissene Partei.“

Hans-Hermann Tiedje, ehemaliger Chefredakteur der „Bild“-Zeitung, in der „NZZ“ vom 15. September





„Das Rechtsstaatsprinzip ist bereits schwer beschädigt. In der Pandemie wurde der Grundsatz ins Gegenteil verkehrt, wonach der Staat Freiheitseinschränkungen rechtfertigen und die Tatsachen, die zur Rechtfertigung dienen, beweisen muß. Jetzt muß der Bürger beweisen, daß er ungefährlich ist, und ab Oktober auch noch die Kosten für die Beweisführung tragen – in Form eines Corona-Tests.“

Dietrich Murswiek, Staatsrechtler, in der „Bild“-Zeitung vom 15. September





„Es hat seinen Grund, warum Politik, Presse und Propaganda die großen Streitthemen so überstark emotionalisieren, warum sie jeden Gegner zum Beelzebub persönlich erklären müssen: Die offizielle Wahrheit zu Migration, Energie, Corona, Währung und manchem anderen Thema ist jeweils mit sehr einfachen Argumenten im Kern zu widerlegen – also bleibt nur, den Ketzer, der sie ausspricht, als ‘Nazi’ oder ‘Faschist’ zu verleumden und ihm mit dem Scheiterhaufen sozialer Ächtung zu drohen, wenn er nicht widerruft. Was nicht widerlegt werden kann, muß dämonisiert und zensiert werden.“

Dushan Wegner, Essayist, auf seinem Blog am 18. September





„Nach den Erfahrungen aus Großbritannien sollten wir auch den Mut haben zu machen, was auf der Insel geklappt hat. Also braucht es jetzt eine klare Ansage der Politik: In sechs Wochen ist auch bei uns Freedom Day! Am 30. Oktober werden alle Beschränkungen aufgehoben! Ohne die Ankündigung eines ‘Freiheitstages’ werden wir uns endlos weiter durch diese Pandemie schleppen.“

Andreas Gassen, Kassenärztechef, in der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ vom 18. September





„Daß Menschen ihrer Hautfarbe wegen benachteiligt werden, ihren Job verlieren oder sonstwie erniedrigt werden, galt bisher in zivilisierteren Gegenden als rassistisch, menschenunwürdig und damit abzulehnen. Wenn dergleichen heute als besonders fortschrittlich interpretiert wird, zeigt das nicht zuletzt, wie sehr das berühmte, dem linken Schriftsteller Ignazio Silone zugeschriebene Bonmot zutrifft: ‘Wenn der Faschismus wiederkehrt, wird er nicht sagen: Ich bin der Faschismus. Nein, er wird sagen: Ich bin der Antifaschismus’. Daß dieser neue Faschismus der Wohlmeinenden mehr oder weniger ungehindert an Terrain gewinnt, Redaktion um Redaktion, Theater um Theater, Verlag um Verlag erobert, daß die ‘Neuen Puritaner’ so ungehindert vordringen, wie die Taliban Afghanistan erobert haben, ist nicht zuletzt der sprachlosen Feigheit jener zu verdanken, deren Job es in all diesen Institutionen wäre, sie gegen diese Angriffe zu verteidigen.“

Christian Ortner, Journalist, auf „express.at“ am 20. September