© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/21 / 24. September 2021

Zeitschriftenkritik: Tumult
Weltfürsorge und Souveränismus
Werner Olles

Herausgeber und Chefredakteur Frank Böckelmann analysiert in der Herbst-Ausgabe von Tumult in seinem Editorial „Welterlösungskurzschluß: Die Grünen“, jene Partei, die mit ihrer „Grobschlächtigkeit, die sich als Einlösung humanitärer Versprechen feiert, in den europäischen Komfortzonen mehrheitsfähig (wird)“. Während „der globalmoralische Kurzschluß“ nicht nur altkluge Kinder aufstachelt, Politiker und Journalisten kuschen läßt und einen Großteil der Angehörigen des Öffentlichen Dienstes überwältigt, sei es hierzulande nicht einmal notwendig, Regierungspartner der „weltanschaulich verwahrlosten Christen-Union“ zu werden, um die Richtlinienkompetenz im links-liberalen Parteienspektrum zu übernehmen. Doch dürfe man nicht den Fehler machen, die Grünen mit den Themen Umwelt und Klima gleichzusetzen, dies täusche nur über das „geschichtliche Unheil“ hinweg, das mit ihnen heraufziehe. Ihr Anspruch sei vielmehr „das Monopol für Weltfürsorge (und deren Exekution) im Alltagsverhalten“. Letztlich gehe es um „die Abschaffung des Nationalstaates und die Zwangsverwaltung der Sphäre des Politischen in einem permanenten Ausnahmezustand.“ 

Valerio Benedetti, Historiker und Chefredakteur der italienischen Online-Zeitung und Monatszeitschrift Il Primato Nazionale, beschreibt in dem Beitrag „Souveränismus“ die Rückkehr der Geschichte im posthistorischen Europa, die er jedoch mit einem Fragezeichen versieht. Der Souveränismus sei nicht zu verwechseln mit Rechtspopulismus oder Nationalismus. Es gehe um das „große Verdrängte der europäischen Kultur“, während der Populismus als „Postideologie“ mit programmatischen Unausgewogenheiten kämpfen müsse. Im Gegensatz dazu habe der Souveränismus das Potential, eine politische Weltanschauung zu entwickeln, indem er den Globalismus als seinen „echten Feind“ erkenne, die EU als geistige, politische, kulturelle, militärische „leere Hülle“ und „das schlimmste Europa, das man sich vorstellen kann“ entlarve: „fremdbestimmt, ökonomistisch, macht- und geschichtslos“. Doch sei eine gewisse Einigkeit der europäischen Völker unverzichtbar für ihre Rückkehr zur Geschichte: „Aber wir dürfen keine Zeit mehr verschwenden“. 

Über den „Rassismus ohne Rassen“ schreibt der Historiker Egon Flaig und kritisiert dessen „intellektuelle Verwüstungen“, die langfristig zum gefährlichsten Instrument würden, um das Rechtssystem schrittweise zu pervertieren und der Demokratie die wichtigsten Lebensadern abzuschneiden. Weitere Beiträge befassen sich mit dem „Hygieneregime als Sprachregime“ (Michael Esders), der „Overkill-Angst“ (Ulrich Adam), dem „Geschichts-Philosophischen Kombinat (Uwe Tellkamp) und der „Monarchie des Gemeinwohls (Bernd Schick).

Kontakt: Frank Böckelmann, Nürnberger Str. 32, 01187 Dresden. Das Einzelheft kostet 10 Euro, ein Jahresabo 40 Euro.

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