© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/21 / 24. September 2021

CD-Kritik: Iron Maiden – Senjutsu
Britische Kriegskunst
Jörg Fischer

Steve Harris hat mit „No Prayer for the Dying“ (1990) nur ein schlechtes Iron- Maiden-Album in seiner Musikerkarriere veröffentlicht. Doch selbst darauf gab es drei anhörbare Titel: die Solo-Kompositionen des Bandchefs. Das 17. Studioalbum „Senjutsu“ enthält zwar keine unsterblichen Klassiker wie „Hallowed Be Thy Name“ oder „Fear of the Dark“, aber wie auf „Powerslave“ (1984) und den Alben seit „Brave New World“ (2000) gibt es auch keinen einzigen Nervtöter.

Doch Harris ist inzwischen 65, Sänger Bruce Dickinson 63 und Schlagzeuger Nicko McBrain 69 Jahre alt. Daher wird die Geschwindigkeit von „The Trooper“ (1983) bei keinem der zehn neuen Lieder der sechs Briten erreicht. Doch die bereits 2019 in Paris aufgenommenen 82 Minuten werden auch nach dem zehnten Mal Durchhören nie langweilig, denn die drei Gitarristen Dave Murray, Adrian Smith und Janick Gers bekamen von Hausproduzent Kevin Shirley in den vier bis zwölf Minuten langen Werken reichlich Zeit, ihr Können unter Beweis zu stellen. Einzig die Titelreihenfolge ist unglücklich gewählt, denn die Doppel-CD beginnt mit dem eher ruhigen und komplexen Achtminüter „Senjutsu“, einem Lied über die japanische Kriegskunst der Samurai.

Das schnellere und eingängigere „Days of Future Past“ hätte wohl manchem den Einstieg erleichtert. Und den Albumhöhepunkt gibt es erst nach Dickinsons Churchill-Hommage „Darkest Hour“ ganz zum Schluß: Es ist die halbe Stunde Harris-Genialität aus „Death of the Celts“, „The Parchment“ und „Hell on Earth“.

Iron Maiden Senjutsu Parlophone 2021  www.ironmaiden.com