© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/21 / 24. September 2021

Dorn im Auge
Christian Dorn

Auf der Titelseite des Tagesspiegels blickt mich – geradezu gespenstisch – das autistische Augenpaar der inzwischen volljährigen Heiligen Greta an, links daneben das Zitat: „Wir werden immer noch betrogen“. Paradoxerweise muß ich diesem Fazit zustimmen, wenn ich an die Energiewende-Märchen denke, die uns tagtäglich eingetrichtert werden. Angesichts des berüchtigten „Fridays for Future“-Slogans denke ich – hoffend, daß die Kinderkreuzzüge zur Klimarettung einstmals verstummen – schon länger: „Follow the silence.“ Auch hier kommt mir die Heilige Greta, die für den kommenden Freitag in der Hauptstadt zum Klima­streik aufgerufen hat, wieder zuvor: Auf der Interviewseite selbst trägt Thunberg – neben ihr die Inquisitorin der deutschen Klimakirche Luisa Neubauer – ein T-Shirt mit der Botschaft: „Why be racist, sexist, homophobic or transphobic when you could just be quiet?“ In der Tat, die Schnauze halten – der Maulkorb des Corona-Maßnahmestaates läßt grüßen. Dennoch unverdrossen steige ich tagtäglich um die Ecke zum Corona-Testpoint an den Schalter, um wieder „einzuchecken“, gemäß der jüngsten Losung: „Covid-19 21 / Delta Airways comes along.“ Wie grotesk der ganze Maskenball inzwischen ist, demonstriert die jüngste Äußerung des Virologen Christian Drosten, dem zufolge auch vollständig Geimpfte erst dann wirklich immun seien, wenn sie sich anschließend nochmals mit Covid-19 infizierten! Dementsprechend wäre die „2G“-Gemeinde unverzüglich mit den Gottlosen, den ungetesteten Virusträgern, zusammenzuführen.

O-Ton Annalena Baerbock im Grünen-Wahlkampf: „Viele von euch sind noch nicht 18, und wir werden das ändern.“

Derweil erzählt ein Freund aus Hamburg von der Anästhesistin einer Covid-19-Intensivstation, die ihm berichtete, wie zwei Kollegen nach der Impfung arbeitsunfähig wurden: Der eine erlitt einen Schlaganfall, der andere eine Herzmuskelentzündung. Doch was tut man nicht dafür, um nicht als „bekloppt“ zu gelten, wie jüngst Altbundespräsident Joachim Gauck die Impfgegner nannte. Deutschland darf eben nicht nur dunkel, es muß offenbar auch debil sein. 


Währenddessen findet „Die Sprache des Grünen Reiches“, so der vortreffliche Karikaturenband des Satirikers Bernd Zeller (Solibro Verlag), in der Realität seine nahtlose Fortsetzung am Humannplatz in Pankow. Dort, beim Wahlkampft-Auftritt der Grünen, erklärt Annalena Baerbock ernstlich: „Viele von euch sind noch nicht 18, und wir werden das ändern!“ Kurz darauf schnappe ich auf dem Gehweg neben dem asiatischen Lebensmittelladen den Kommentar auf: „Das ist grün, das ist noch ohne Geschmack.“ Dabei kommt es doch auf den CO2-Fußabdruck an, oder wie Greta Thunberg dekretiert: „Denken Sie daran, Deutschland ist historisch gesehen das Land mit den vierthöchsten CO2-Emissionen, quasi einer der größten Klimasünder in der Geschichte.“ Daher müsse in Deutschland sofort der „Notstand“ verhängt werden.