© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 39/21 / 24. September 2021

Frisch gepreßt

Spengler. Den ans Phantastische grenzenden Publikumserfolg, den Oswald Spenglers „Der Untergang des Abendlandes“ seit 1919 erzielte, beruhte zunächst auf einem Mißverständnis. In Deutschland und Österreich waren mit der Kriegsniederlage zwei Monarchien von der Weltbühne abgetreten, die jahrhundertealte Gesellschafts- und Wertordnungen repräsentierten. Was lag näher, als Spenglers Rede vom „Untergang“ als Kommentar zum Zeitgeschehen aufzufassen? Daß es sich um ein acht Hochkulturen, ihr Werden und Vergehen analysierendes, universales Geschichtsbild als „Standortbestimmung des 20. Jahrhunderts“ handelte, wurde erst allmählich begriffen. Trotzdem erschien kaum einem Leser realistisch, daß der von Spengler für das Abendland aus gesetzmäßiger Entwicklung von Hochkulturen abgeleitete „Untergang“ sich wirklich vollziehen könnte. 100 Jahre später ist Spenglers Prognose hingegen neu zu bewerten.  Angesichts der Kombination aus kultureller Selbstauflösung des Westens und der Massenzuwanderung aus Regionen, wo man, wie Abdul Baqi Haqqani, der neue Bildungsminister der Taliban, stolz darauf ist, über keinen Schulabschluß zu verfügen, weil seine „geistige Größe“ auf dem Koranstudium beruhe, hat die kulturfeindliche Allianz hausgemachter und importierter Barbaren gute Chancen, die europäische Zivilisation zu zerstören. Daran lassen die auf Moll gestimmten Beiträge zur neuen Aufsatzsammlung der Spengler-Gesellschaft wenig Zweifel. (wm)

David Engels, Max Otte, u.a. (Hrsg.): Oswald Spenglers Geschichtsmorphologie heute. Manuscriptum Verlagsbuchhandlung, Lüdinghausen/Berlin 2021, gebunden, 293 Seiten, 25 Euro





Bildungsmisere. Die Corona-Pandemie hat zuletzt die Lücken unseres Bildungssystems aufgezeigt. Fehlende Laptops, Unterrichtsausfall oder gestreßte Lehrer: die Symptome tauchten in vielseitiger Art und Weise auf. Dabei gebe es im System Schule Probleme, die von viel tieferer Natur seien. In seinem Buch „Die Schule brennt“ schildert der Journalist und Ex-Lehrer Carsten Tergast die Schwachstellen im deutschen Bildungsbereich. Das Buch ist dabei nicht nur Analyseergebnis des Autors, sondern er versucht, auf Auswege aus der Bildungsmisere hinzuweisen. Mit einer systematisch besseren Benotung, die Tergast beklagt, ist diesem am aller wenigsten beizukommen. In seiner Zeit als Lehrer-Quereinsteiger erlebte er die Mängel mit eigenen Augen. Tergasts zentrale Problemfelder: technische Ausstattung, der Stellenwert von Schule, immer stärkere Ganztagsbetreuung, Verhaltensänderungen bei Schülern und Eltern sowie Veränderungen in der Lehrmethodik. (es)

Carsten Tergast: Die Schule brennt. Ein Lehrer sucht Auswege aus einem kaputten System. Ecowin Verlag, Salzburg 2021, gebunden, 192 Seiten, 24 Euro