© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/21 / 01. Oktober 2021

Aufgeschnappt
Ein paar unbedachte Worte reichen aus
Björn Harms

Wie funktioniert „Cancel Culture“ im alltäglichen Leben? Eine junge, weiße Frau trifft vergangene Woche in einem Hundepark in Brooklyn, New York, auf den schwarzen New York Times-Starautor Frederick Joseph und seine Freundin. Sie verwechselt den Hund des Pärchens mit einem anderen, der sie laut angebellt und belästigt hat. In einem Streitgespräch wird die junge Frau ausfällig und läßt den folgenden Satz fallen: „Geh zurück in deine Hood“ (Umgangssprache für schwarzes Viertel). Das Drama beginnt: Joseph filmt die Frau und stellt das Video ins Netz. Einer seiner 112.000 Follower auf Twitter findet sie in den sozialen Netzwerken. Der Schriftsteller postet den vollen Namen von Emma S. sowie ihren Arbeitgeber. Er droht: Es müsse Konsequenzen für diese Rassistin geben. Wenig später telefoniert Joseph mit dem CEO der Firma, bei der die Frau arbeitet. Der knickt – oh Wunder! – sofort ein und veröffentlicht eine Entschuldigung auf Twitter. Schon einen Tag später entläßt die Firma Emma S. Ein paar unbedachte Worte reichen und eine Karriere ist zerstört. Joseph postet stolz auf Twitter: „Ich hoffe, daß die Menschen lernen, daß ihr Verhalten Konsequenzen hat. Sie hatte kein Recht, ihr Weißsein als Waffe einzusetzen.“