© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/21 / 01. Oktober 2021

Zitate

„Konservative und Liberale müssen wieder lernen, polemisch zu werden und aggressiv. Zu meinen, man könne sich die Wertschätzung oder zumindest die Duldung der meinungsmachenden Milieus durch Opportunismus erkaufen, ist ein Irrtum. Man wird lediglich als Letzter vom Spielfeld genommen. Angesichts des historischen Debakels muß nun endgültig Schluß sein mit Kuschelrock. Jetzt ist Punk gefragt.“

Alexander Grau, Philosoph und Publizist, in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 22. September





„Ich finde, wir sollten akzeptieren, daß es in Bezug auf Corona inzwischen zwei Gruppen gibt (...). Die eine Gruppe, geimpft, braucht keinen Schutz mehr, die andere, ungeimpft, will keinen. Eine freie Gesellschaft hält das aus; ich bin, abgesehen von Gesundheits- und Pflegeberufen, gegen eine Impfpflicht. (...) Das heißt aber auch, daß wir keine Verbote und Regeln mehr aufstellen sollten, die für die eine Gruppe überflüssig sind und für die andere bevormundend. Der Staat ist keine Supernanny.“

Alexander Neubacher, Journalist, im „Spiegel“ vom 24. September





„Während Deutschland dank Handelsüberschüssen, dem strukturellen Überschuß der Bundesregierung und den Zuflüssen von fremdem Kapital in die Frankfurter Banken in Geld schwimmt, wird dieses Geld größtenteils verschwendet. Anstatt es in die öffentliche oder private Infrastruktur der Zukunft zu stecken, wird es entweder exportiert (zum Beispiel im Ausland investiert) oder für den Kauf unproduktiver Güter in Deutschland verwendet (zum Beispiel Berliner Wohnungen oder Siemens-Aktien). (...) Die aufeinanderfolgenden Merkel-Regierungen haben durch niedrige Inlandsinvestitionen, allgemeine Sparmaßnahmen und das Aufhetzen stolzer europäischer Völker gegeneinander Reichtum und Macht an die deutsche Oligarchie übertragen. Leider haben diese Mittel auch zu einem geteilten Deutschland geführt, das nun die nächste industrielle Revolution innerhalb einer sich auflösenden Europäischen Union verpaßt.“

Yanis Varoufakis, ehemaliger griechischer Finanzminister, im „Jakobin Magazin“ vom 26. September





„Neuer Rekord-Bundestag: 735 Abgeordnete! Das sind 137 mehr als die gesetzliche Normgröße 598. Heißt: 410 Millionen Euro Mehrkosten (bis 2025) gegenüber 598 – ohne parlamentarischen Mehrwert. Mein Appell an alle Fraktionen: Eine Wahlrechtsreform muß Top-Thema der neuen Wahlperiode sein!“

Rainer Holznagel, Präsident des Bundes der Steuerzahler, auf Twitter am 27. September





„Die einzige Erzählung der Union im Wahlkampf, war, daß sie regieren müsse, weil sonst Rot-Grün-Rot seine Mehrheit nutzen werde. CDU und CSU wollten das Land vor dem ‘Linksrutsch’ bewahren, das wurde zu einer historischen Mission aufgeblasen. Man ging also davon aus, daß es diese Mehrheit geben würde. Doch das ist nicht der Fall. Damit fällt eigentlich der Grund für die geschrumpfte Union weg, einen Regierungsanspruch zu erheben. Das Land muß nicht vor Rot-Grün-Rot gerettet werden. Doch statt dies anzuerkennen, dreht die Union das Argument einfach um: Gerade weil es Rot-Grün-Rot nicht geschafft hat, können wir nun regieren, meinten Armin Laschet und Markus Söder noch am Wahlabend. Wie will die Partei den Bürgern eigentlich noch plausibel erklären, daß es ihr noch um mehr geht als den bloßen Machterhalt?“

Thomas Vitzthum, Politischer Korrespondent, in der „Welt“ am 27. September