© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/21 / 01. Oktober 2021

Neue Unterrichtskultur gegen die Krise der Demokratie
Aushöhlende Globalisierungsprozesse
(dg)

Der inzwischen von München nach Harvard gewechselte Politologe Yascha Mounk ist auf dem Höhepunkt der „Willkommenskultur“ mit einer „Tagesschau“-Interviewsentenz weithin bekannt geworden: Das „soziale Experiment“ der Verwandlung ethnisch homogener in multiethnische Gesellschaften werde gut ausgehen, koste aber „Verwerfungen“. In den USA ist Mounk hingegen weniger durch solche Multikulti-Verharmlosung denn als Verfechter „exklusiv nationaler Demokratieerziehung“ aufgefallen, der sich gegen „postnationale Luftschlösser“ positioniert und für die Wiederbelebung des „demokratisch-pädagogischen Ethos“ wirbt. Mounk und seine Mitstreiter wollen die nicht nur in den USA durch „fortdauernde Kritik westlicher und aufklärerischer Werte von ‘postmoderner und postkolonialer’ Seite“ ausgelöste „Krise der Demokratie“ durch eine neue „Unterrichtskultur“ beheben. Für den Erziehungswissenschaftler Julian Culp (The American University of Paris) verdeckt dieser Ansatz „qualitativ hochwertiger schulischer Demokratieerziehung“ den wichtigeren Krisenverursacher: „die ökonomischen und politischen Globalisierungsprozesse“, die seit 40 Jahren für die „Aushöhlung nationaler Demokratien verantwortlich sind“. Diese für die Erosion demokratischer Politik entscheidenden Kräfte könne man aber nicht mehr nationalpädagogisch eindämmen. Dazu bedürfe es, wie Culp vorschlägt, „weltbürgerlicher Bildung“. Nur die forme ein transnationales Bewußtsein, welches soziokulturelle Vorrausetzungen dafür schaffe, um supranationale Institutionen wie die EU langfristig demokratisieren zu können (Zeitschrift für Pädagogik, 4/2021). 


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