© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/21 / 01. Oktober 2021

Zeitschriftenkritik: Medizin & Ideologie
Das ungeborene Leben schützen
Werner Olles

Die aktuelle Ausgabe (2/21) der viermal jährlich erscheinenden Zeitschrift Medizin & Ideologie befaßt sich in ihrem Leitartikel mit den „Gefährdungen Europas“, mit denen sich Kardinal Ratzinger in seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation auseinandersetzte. Der spätere Papst Benedikt XVI. kritisierte eine „Diktatur des Relativismus“, die dazu geführt habe, „daß es keine objektiven Wahrheiten, keine objektiven Werte und keine unantastbaren Menschenrechte gibt“. In der „Verwüstung der Seelen“, der „Aushöhlung von Ehe und Familie“, der „Zivilisation des Todes“ und der „Reduzierung auf die Ökonomie“ sah Ratzinger Gefährdungen, denen nur mit einer „Erneuerung Europas“, dem „Recht auf Leben als Voraussetzung für alle anderen Rechte“ und einer „christlichen Liebesethik“ entgegengewirkt werden könne.

Die bittere Wahrheit über „Ärzte ohne Grenzen“ und die Grünen belegt die Kolumne „Blitzlicht“, die darauf aufmerksam macht, daß sich die Organisation seit 2004 für Abtreibungen einsetzt und sie sogar durch eigene Leute durchführen läßt. Inzwischen schult die angeblich „medizinisch-humanitäre“ Organisation darin, wie man bis zur 22. Schwangerschaftswoche eine chemische Abtreibung durchführen kann, während ein Positionspapier der Grünen zum Schwangerschaftsabbruch die Streichung der Paragraphen 218 und 219 aus dem Strafgesetzbuch und zudem die vorgeburtliche Kindstötung als Regelleistung des Gesundheitswesens fordert.

Der Lebensschutz der deutschen Bundesregierung äußert sich hingegen im Verbot der Tötung von geschlüpften Eintagsküken ab 2022, und ab 2024 wird auch das Töten von Hühnerembryonen im Ei untersagt. Dagegen wäre nichts einzuwenden, wenn die Bundesregierung sich gleichermaßen für das Lebensrecht ungeborener Kinder einsetzen würde, wovon jedoch keine Rede sein kann.

Berichtet wird auch über die finnische Abgeordnete Päivi Räsänen, die von der Generalstaatsanwältin drei Strafanzeigen kassierte und mit bis zu zwei Jahren Haft pro Anklagepunkt bedroht ist. Ausgelöst hatte die Ermittlungen ein Tweet der ehemaligen Innenministerin Räsänen, in dem sie die lutherische Kirche Finnlands für ihr offizielles Sponsoring der LGBTQ-Veranstaltung „Pride 2019“ scharf kritisierte. Dafür erntete sie den grotesken Vorwurf eines „Haßverbrechens“. Mut bewiesen auch Maltas Präsident George Vella, der sich weigerte, ein Gesetz zu unterzeichnen, das die Tötung von Babys durch Abtreibung legalisiert,  sowie die ungarische Ministerin für Familie und Jugend Katalin Novák, die die gute Zusammenarbeit zwischen der nationalkonservativen Regierung Orbán und der Kirche lobte, da diese zu stark rückläufigen Scheidungs- und Abtreibungszahlen geführt habe.

Kontakt: Europäische Ärzteaktion in den deutschsprachigen Ländern e.V., Vordertullnberg 299, A-5580 Tamsweg. Das Einzelheft kostet 4 Euro, ein Jahresabo 16 Euro.  www.eu-ae.com