© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/21 / 01. Oktober 2021

Filmkritik Salvador
Mitten im Bürgerkrieg
Werner Olles

Der US-amerikanische Fotoreporter Richard Boyle (James Woods), ein von Drogen und Alkohol ausgebrannter Zyniker, der von seiner Frau verlassen wurde, versucht im lateinamerikanischen Salvador eine neue Karriere als Kriegsreporter zu starten. Gemeinsam mit seinem Freund Doctor Rock (James Belushi) gerät er mitten hinein in den salvadorianischen Bürgerkrieg, der Anfang der 1980er Jahre zwischen der Militärregierung und den sogenannten „Todesschwadronen“ auf der einen und der kommunistischen Guerilla auf der anderen Seite tobt.

Boyle wird Zeuge der Ermordung des Erzbischofs Oscar Romero, eines Sympathisanten der „Befreiungstheologie“, und vier amerikanischer Nonnen durch Angehörige der „Todesschwadronen“, sieht aber auch die Greueltaten der Rebellen, die bei ihrem Rückzug ihre Gefangenen durch Genickschuß liquidieren.

Während das Land regelrecht in Blut ertrinkt, erkennt Boyle, daß der US-Geheimdienst CIA die Unterdrückung der verarmten Landbevölkerung unterstützt. Ins Visier der Machthaber gerät er schließlich, als er seine Fotos und die seines ermordeten Kollegen John Cassidy (John Savage) außer Landes schmuggeln will. Zudem suchen die Militärs die Familie seiner Freundin Maria (Elpidia Carrillo). Er entschließt sich zu heiraten und mit ihr das Land zu verlassen.

Die CIA informiert die Botschaft, daß der Vormarsch der Revolutionäre auf die Hauptstadt El Salvador nicht mehr aufzuhalten und der größte Teil des Landes bereits in ihre Hände gefallen ist. Zwar gelingt Boy-le die Flucht mit Maria und ihrem kleinen Sohn, doch die Einreise in die USA gerät zu einem Fiasko …

Oliver Stones „Salvador“ (USA, 1986) zeigt den dortigen Bürgerkrieg in seiner ganzen Brutalität, die sich in dem von Gewalt und Terror beherrschten Land abspielte. Unabhängig von Hollywood und mit eigenen Mitteln produziert, entstand der Film kurz vor seinem Vietnam-Epos „Platoon“, kann jedoch dessen atmosphärische Dichte und Glaubwürdigkeit nicht erreichen. Den Drehbuchautoren Rick Boyle und Stone wurde eine Verfälschung der historischen Fakten vorgeworfen. Stone berief sich aber gerade auf die subjektive Sichtweise Boyles und damit auf den Blickwinkel eines journalistischen „Haudegens“, wie Hellmuth Karasek damals im Spiegel nicht ganz zu Unrecht schrieb.

DVD/Blu-ray: Salvador. Pidax Film-Klassiker 2021, Laufzeit etwa 117 Minuten