© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/21 / 01. Oktober 2021

Auf sie mit Gezwitscher
Soziale Medien: Bei Twitter macht ein Schwarm aus linken Polit-Influencern gezielt Stimmung gegen rechtskonservative Positionen
Boris T. Kaiser

Politische Kämpfe werden heute in den sozialen Netzwerken geführt. Ob Bundestagswahl oder die kampagnenartige wie diffamierende Aufzählung der Twitter-Medienabos des Tankstellenschützen von Idar-Oberstein: Immer öfter sind hier Profis mit großen Verlagshäusern, Medienagenturen und auch öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Rücken im Einsatz. Mit ihren finanzstarken Partnern oder Arbeitgebern im Hintergrund haben die populär gemachten Polit-Influencer wenig zu befürchten. Angst vor Löschungen oder sozialer Vernichtung, wie sie zum Alltag anderer Aktivisten von rechts gehört, müssen sie sowieso nicht haben. Die Ideen und Gedanken der sprechenden Werbebanner liegen in aller Regel voll auf Linie des linksgrünen Mainstreams.

Beispiel: Aurel Mertz. Der Comedian produziert im Auftrag des ZDF Internetfilmchen, in denen er Fragen nachgeht wie: „Ist Arbeit Opium für das Volk?“ oder: „Gefährdet grenzenloser Reichtum womöglich die Demokratie?“ Auf seinem Instagram-Kanal wirft der dunkelhäutige Komiker der Polizei auch schon mal ziemlich pauschal Rassismus vor (JF 36/20). Auch auf Twitter ist der Moderator nie um einen Rechtsextremismus-Vorwurf verlegen. „Voll mutig von Laschet, sich klar von der AfD abzugrenzen, wenn man sowieso in der eigenen Partei nen gefährlichen Vollnazi aufstellt“, schrieb er im Zuge des Wahlkampfs, und ergänzte, falls einer seiner Pawlowschen Follower nicht wissen sollte, wer hier gebissen werden sollte, in einem Anschluß-Tweet: „Namentlich Hans Maaßen“.

Noch etwas schärfer ist der in Sri Lanka geborene Journalist Stephan Anpalagan. Dieser beschäftigt sich vor allem mit „gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit“ und wendet dabei vorwiegend gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit an. Der Gründer der gemeinnützigen Unternehmensberatung „Demokratie in Arbeit“ pöbelt in seinen Tweets gegen Wirtschaftsliberale, Konservative, „Coronaleuger“, Ungeimpfte, Weiße und natürlich die AfD. Dabei streut er das Wort „Nazi“ so häufig ein, daß man glauben könnte, es handle sich bei ihm um eine Körperfunktion oder er bekomme jedesmal Geld dafür. Der Deutsche Kulturrat zeichnete Anpalagan im September 2020 als „Mensch des Monats“ aus.

Für Jan Böhmermanns ZDF-Show als Autoren tätig

Ein richtiger Star in den Sozialen Medien ist der Nutzer „El Hotzo“. Hinter dem Pseudonym steckt der 25jährige Sebastian Hotz. Als „lebendiges satire meme“, wie er sich selbst nennt, arbeitet er auch mit Bildern. Ein Foto von einer Herrenrunde auf einem Bier-Bike kommentierte er mit „was Linksgrün uns genommen hat“. Seine Paradedisziplin sind allerdings kurze Tweets, die als Schnipsel-Screenshots zudem durch die Kanäle seiner Fans geistern. Kostprobe: „Angesichts einer möglichen FDP-Regierungsbeteiligung explodieren gerade die Preise auf dem Berliner Koks-Markt.“

Daß der bekennende bisexuelle Satiriker mit seinem Humor meist nicht über die Witzigkeit eines Jan Böhmermanns hinauskommt, könnte daran liegen, daß das selbsternannte „Social-Media-Ass“ als Autor für die Show des ZDF-Moderators tätig ist. Auf Twitter reicht das, was der „professionelle Gagschreiber“ zu bieten hat, für über 205.000 Follower und auf Instagram immerhin noch für 92.000 Abonnenten.

Eines der auch außerhalb der sich permanent durch Retweets und neckische Kommentierungen gegenseitig auf die Schultern klopfenden linken Twitter-Blase bekannteren Gesichter ist die Moderatorin Sophie Passmann. Die feministische Autorin gehört ebenfalls zum „Team Böhmermann“ und schreibt in unregelmäßigen Abständen für dessen „Neo Magazin Royale“. Das geht natürlich nur, wenn man bedingungslos für „Flüchtlinge“ ist. Ein Kriterium, das Passmann auch mit entsprechenden Äußerungen regelmäßig brav erfüllt. Daß sich das mit ihren eigenen, feministischen Interessen durchaus beißen könnte, ignoriert sie dabei gekonnt. „Die Lockdown-Regeln nennen es ab 21 Uhr nicht mehr joggen gehen dürfen, ich nenne es eine Frau sein“, twitterte die 27jährige. Auf die Gründe für diese Zustände mag die Grimme- und Nannen-Preisträgerin nicht näher eingehen, sind diese für sie und ihre Fans doch sowieso sonnenklar: Männer.

Die Achse der Superguten auf Twitter verläuft bis nach Österreich. Dort sitzt, schreibt und weint gelegentlich Natascha Strobl. Die Mitbegründerin der Sitzblockaden-Offensive „gegen Rechts“ gehört zu den linksradikalen „Rechtsextremismusexpertinnen“, die regelmäßig als Sachverständige auch im öffentlich-rechtlichen Fernsehen in Deutschland herangezogen werden. Auf Twitter fällt sie vor allem dadurch auf, daß sie zwar ununterbrochen gegen „Rechte“ austeilt, aber schon beim kleinsten Gegenwind in die Opferrolle verfällt und laut jammernd ihren Account deaktiviert. Natürlich immer nur vorübergehend. Der Kampf für eine bessere Welt ohne böse Andersdenkende muß schließlich weitergehen.