© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/21 / 01. Oktober 2021

Meldungen

„Vinland-Karte“ in Yale ist definitiv eine Fälschung 

NEW HAVEN. Die sogenannte Vinland-Karte ist eine Weltkarte, welche sich bis auf den kriminellen spanisch-italienischen Antiquitätenhändler Enzo Ferrajoli de Ry zurückverfolgen läßt, der sie 1957 in Umlauf brachte. Sie stammt angeblich aus dem 15. Jahrhundert und zeigt unter anderem drei Inseln im Nordatlantik mit den Namen „Isolanda Ibernica“ (Island), „Grouelanda“ (Grönland) und „Vinland (Neufundland) … von den Gefährten Bjarni Herjólfsson und Leif Eriksson entdeckt“. 1959 kaufte der US-Kunstmäzen Paul Mellon die Karte für 250.000 Dollar und schenkte sie der Yale University, in deren Beinecke Rare Book and Manuscript Library das Pergament seither aufbewahrt wurde. Da Historiker immer wieder massive Zweifel an der Echtheit des spektakulären Stückes äußerten, erfolgte jetzt eine Untersuchung der Kartenzeichnung mit einer Variante der Röntgenfluoreszenz-Spektroskopie namens macro-XRF. Dabei ergab sich, daß die verwendete Tinte kein Eisen und Schwefel enthält, wie das bei mittelalterlichen Tinten der Fall sein müßte, sondern Titan (Pressemitteilung der Yale University vom 10. September 2021). Damit kann die Karte nicht älter als rund 100 Jahre sein und ist somit eine Fälschung. Als Beleg für die Entdeckung Amerikas durch Leif Eriksson galt die Vinland-Karte ohnehin nicht. (ts)

 www.news.yale.edu





Älteste Belege für die Herstellung von Kleidung 

WASHINGTON. In der rund 30 Meter tiefen Höhle Contrebandiers Cave, die an der marokkanischen Atlantikküste unweit der Stadt Témara in rund 250 Metern Entfernung vom Meer liegt, wurden schon in den 1950er Jahren zahlreiche Steinwerkzeuge des Homo sapiens und Reste von Tierknochen gefunden. Neuerliche Ausgrabungen unter der Leitung von Emily Hallett vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena erbrachten jetzt das Ergebnis, daß die Hinterlassenschaften ein Alter von 90.000 bis 120.000 Jahren haben. Darüber hinaus ergaben genauere mikroskopische Untersuchungen der Knochenstücke, welche man bislang lediglich für banale Überbleibsel von Fleischmahlzeiten hielt, Erstaunliches: Die Knochen dienten als Werkzeug zum Häuten von Tieren wie Sandfüchsen, Goldschakalen und Wildkatzen oder zum Weiterverarbeiten der Felle – das zeigen typische Gebrauchsspuren (Online-Portal iScience vom 16. September 2021). Damit haben die Forscher den nunmehr ältesten Beleg für die Herstellung von primitiven Kleidungsstücken durch den Homo sapiens entdeckt. Bislang galten 45.000 Jahre alte Knochennadeln aus Sibirien als frühestes Zeugnis der steinzeitlichen „Schneiderkunst“ unserer Spezies. (ts)

 www.cell.com





Erste Sätze

Die Deutung einer nationalen europäischen Einzelgesittung kann heute nicht mehr haltmachen vor ihrer Einordnung in das Gesamtleben unseres Erdteils.

Gustav Hübener: England und die Gesittungsgrundlage der europäischen Frühgeschichte. Studien zur Englandkunde, Frankfurt/M. 1930





Historisches Kalenderblatt

6. Oktober 1981: Ägyptens Staatspräsident Anwar as-Sadat wird während einer Militärparade in Kairo ermordet. Die damit von der Islamistengruppe al-Dschihad beabsichtige Auslösung einer „Volksrevolution“ mißlingt, die Rädelsführer werden später hingerichtet.