© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 40/21 / 01. Oktober 2021

Haltungsnote
Niemand ist mehr sicher
Gil Barkei

Zahlreiche Stars, Promis und Influencer, die sich dafür halten, nutzen ihre Reichweite, um applauswirksam für den großen Klima-Diversitäts-Hokuspokus zu werben. Viele Preisverleihungen oder VIP-Interviews kommen nicht mehr ohne erhobenen Zeigefinger aus. Johnny Depp nutzte nun allerdings das Internationale Filmfestival von San Sebastián für eine saftige Kritik an der grassierenden „Lösch-Kultur“.

Bei der Verleihung des Preises für sein Lebenswerk betonte der Schauspieler, daß viele Debatten und Kampagnen wie beispielsweise #MeToo zwar mit „den besten Absichten“ gestartet wurden. „Aber inzwischen sind sie völlig aus dem Ruder gelaufen. Ich kann Ihnen versprechen, daß niemand mehr sicher ist. Sie auch nicht“, sagte der US-Amerikaner, der aus seiner Rolle des Zauberers Gellert Grindelwald in der Filmreihe „Phantastische Tierwesen“ gekegelt wurde. „Ein einziger falscher Satz genügt und dir wird der Teppich unter den Füßen weggerissen.“ Es sei „unglaublich, wie man plötzlich von allen Seiten und aus jedem Winkel attackiert“ werde. Traurigerweise würden mittlerweile viele denken, daß „Cancel Culture“ so „einfach Normalität“ sei.

Depp hatte 2018 die britische Sun wegen Verleumdung erfolglos verklagt, weil die Boulevardzeitung ihn als „Ehefrauen-Schläger“ bezeichnet hatte. In dem Prozeß hatten er und seine Ex-Frau Amber Heard sich gegenseitig mit Vorwürfen überhäuft.