© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/21 / 08. Oktober 2021

Aufgeschnappt
Ohne queeren Beistand durchs All
Matthias Bäkermann

Kennen Sie James Webb? Nur ältere Zeitgenossen dürften sich dunkel an den Chef der US-Raumfahrtbehörde Nasa erinnern, der zwischen 1961 und 1968 maßgeblich die Mondmission protegierte. Doch jetzt gerät durch die am 18. Dezember 2021 geplante Weltraummission des „James-Webb-Space-Telescope“ seine Person erneut in den Fokus. Angeregt durch die LGBTQ-Bewegung haben 1.200 US-Wissenschaftler eine Petition unterzeichnet, die eine Umbenennung des Nachfolgemodells des Hubble-Teleskops fordert, das bald infrarotgestützt das All nach unbekannten Galaxien durchforsten soll. Grund: James Webb war in einer Zeit verantwortlicher Direktor, „in der schwule und lesbische Bundesbedienstete systematisch wegen ihrer sexuellen Orientierung entlassen wurden“. Konkret wird Webb die Kündigung eines homosexullen Abteilungsleiters 1963 vorgeworfen. Doch Nasa-Chefhistoriker Brian Odom teilte jüngst mit, daß er „keine Beweise gefunden habe, die eine Namensänderung rechtfertigten“. Das bringt die Kritiker um Astrophysiker Brian Nord aber erst richtig in Rage: In der Fachzeitschrift Nature wirft er am 30. September der Nasa vor, „die Stimmen von queeren Astronomen konsequent zu mißachten“.