© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/21 / 08. Oktober 2021

Zitate

„Er ist noch immer der Mann der 60er Jahre: Smoking, Auto, Pistole, Frauen, danach ein Martini. Wie konnte er damit so lange durchkommen? Nicht einmal die MeToo-Bewegung scheint ihm etwas anhaben zu können. (…) Man sagt, der neue Bond ist der letzte seiner Art. Der nächste, wenn es ihn geben soll, wird anders sein müssen. Weiblich? PoC? LGBTQIA? Wie wäre es mit einem gelähmten Asexuellen asiatischer Herkunft, der seine Abenteuer am Computer erlebt. Das radikale Gegenteil der Bond-Formel. Dann doch lieber canceln? Gleich nach diesem letzten, so lang ersehnten Bond? Time to die.“

Roberto Simanowski, Medienwissenschaftler, im Deutschlandfunk Kultur am 29. September





„Wenn wir über die positiven Anreize nicht weiterkommen, bin ich sehr wohl dafür, massiv zwischen Geimpften und Nichtgeimpften zu diskriminieren. Wenn Sie sagen: Ab dem 1. Dezember gilt eine klare Triage-Regelung in unseren Krankenhäusern: Wenn die Krankenhäuser voll sind, gibt es Vorfahrt für Geimpfte. Das wäre eine Keule, mit der viele Zögerer zu einer Entscheidung gezwungen werden könnten.“

Marcus Schreiber, Verhaltensökonom, im „Spiegel“ vom 30. September





„Die Finanzkrise war ein erster Schlag für Konservative auf der ganzen Welt. Sie führte allen vor Augen, wie Konservative versagt hatten, Modernisierungsschäden von den Bürgern abzuwenden. Die Krise läutete zugleich auch ein Comeback des Staates ein. Größere
Folgen für die deutschen Konservativen hatten aber zunächst die zweite und die dritte Krise: Daß CDU/CSU in der Euro-Krise Schulden vergemeinschafteten, führte zur Gründung der AfD, die sich durch die Asylpolitik der Union in der Flüchtlingskrise dann dauerhaft etablieren konnte. Den vielleicht härtesten Wirkungstreffer mußte die Union aber in der Corona-Krise einstecken. Die Pandemie ließ die Bürger an der größten Stärke der Union zweifeln: ihrer Krisenkompetenz. Der Staat war nach 16 Jahren CDU-Regierung überfordert.“

Martin Greive, Berliner Korrespondent, im „Handelsblatt“ vom 1. Oktober





„Die Opfer der Globalisierung sind dreifach benachteiligt: gesellschaftlich, wirtschaftlich, politisch. Gesellschaftlich sind sie der Verachtung der weltgewandten Eliten ausgesetzt. Wirtschaftlich bezahlen sie die Zeche für den globalen Aufschwung, teils direkt mit einem Abgleiten in die Armut, teils indirekt mit einer Verschlechterung der Perspektiven, wie das für ein großes Segment des Mittelstandes zutrifft. Politisch verschlechtert sich ihre Lage, indem immer mehr Entscheidungen in Sphären getroffen werden, in denen sie nichts zu sagen haben. Solche Verwerfungen gehen nicht ungestraft über die Bühne. Wenn eine Elite die Zeichen der Zeit nicht mehr erkennt und glaubt, unbeirrt ihre Vorstellungen durchsetzen zu können, provoziert sie Widerstand.“

Paul Widmer, Diplomat und Kolumnist, in der „Neuen Zürcher Zeitung“ vom 2. Oktober





„Wenn ich Mißstände sehe und sie nicht benenne, dann stimme ich zu und akzeptiere sie. Das möchte ich nicht. Ich möchte mich zu Wort melden, wenn ich eine Diskrepanz zwischen der in den Medien abgebildeten Meinung und den verfügbaren Informationen sehe. Meine Politisierung bezüglich Corona sehe ich als Notwehr. Die Maßnahmen wurden immer widersprüchlicher, und gleichzeitig wurde die Kritik an ihnen immer mehr kriminalisiert.“

Volker Bruch, Schauspieler und Teil der Initiative „Alles auf den Tisch“, in der „Berliner Zeitung“ vom 3. Oktober