© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/21 / 08. Oktober 2021

Filmkritik Capote
Kaltblütige Morde
Werner Olles

New York, Ende der 1950er Jahre. Der Bestsellerautor Truman Capote (Philip Seymour Hoffman) liest in der New York Times einen Artikel über den Mord an einer vierköpfigen Farmerfamilie in Kansas. Fasziniert von der grausamen Geschichte reist er an den Ort des Verbrechens, um für das Magazin The New Yorker eine Reportage über die brutalen Morde zu schreiben. Seine Jugendfreundin Harper Lee (Catherine Keener), die später für ihren Roman „Wer die Nachtigall stört“ den Pulitzerpreis gewinnt, begleitet ihn auf der Reise.

Der Detektiv Alvin Dewey (Chris Cooper) jagt die Täter, und es gelingt ihm, die beiden Mörder Perry Smith (Clifton Collins jr.) und Dick Hickock (Mark Pellegrino) aufzuspüren. Beide werden zum Tod durch den Strang verurteilt. Capote besucht sie im Gefängnis und läßt sich ihre Lebensgeschichten erzählen.

Wieder zu Hause beginnt er seinen Roman „In Cold Blood“ („Kaltblütig“) zu schreiben, obwohl Perry sich sträubt, ihm die Mordnacht zu schildern, deren Ablauf der Autor für sein Buch jedoch dringend braucht. Erst kurz vor der Hinrichtung entschließt sich Perry, ihm zu beschreiben, wie sie die Familie ermordet haben, wobei ihr Motiv weiter unklar bleibt. Capote verspricht Perry, bei der Exekution dabei zu sein. Die Hinrichtung erschüttert den Dichter und stürzt ihn in eine tiefe Depression. Sein Buch „Kaltblütig“ wird in den späten 1960er Jahren zum Bestseller. Der Film endet mit der Feststellung, daß Capote zum schweren Alkoholiker wurde und bis zu seinem Tod keinen Roman mehr schrieb.

Bennett Millers Spielfilmdebüt „Capote“ (USA, 2005) basiert auf der Biographie „Capote: A Biography“ von Gerald Clarke und erzählt die schwierigen Recherchearbeiten des egozentrischen Autors über den vierfachen Mord an der Farmerfamilie in Kansas. Clarke interviewte den Schriftsteller und dessen Jugendfreundin Harper Lee mehrfach, ebenso den Detektiv Alvin Dewey und Capotes Lebensgefährten Jack Dunphy. Die beiden Täter lernte er durch die mehr als 40 Briefe kennen, die sie an Capote schrieben, was dazu führte, daß die Dialoge im Film absolut authentisch sind.

Bei der Oscar-Verleihung 2006 wurde Philip Seymour Hoffman als bester Hauptdarsteller ausgezeichnet. John le Carré nannte seine Darstellung des Truman Capote die beste schauspielerische Leistung, die er je gesehen habe.

DVD/Blu-ray: Capote. Pidax Film-Klassiker 2021, Laufzeit etwa 110 Minuten