© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/21 / 08. Oktober 2021

Meldungen

Ricarda-Huch-Preis für Mafia-Expertin Petra Reski

DARMSTADT. Die Autorin und Mafia-Expertin Petra Reski ist mit dem Ricarda-Huch-Preis der Stadt Darmstadt geehrt worden. Die Jury würdigte die 1958 in Unna geborene, seit Anfang der neunziger Jahren in Venedig lebende Journalistin und Schriftstellerin für ihren besonderen Mut. „Die Publikationen zur Mafia haben ihr Prozesse und massive Drohungen der Mafia eingebracht“, sagte der Jury-Vorsitzende, Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch (Grüne). „Petra Reski gehört zu den wenigen Mafia-Experten, die sich nicht einschüchtern lassen, nicht ablassen und nicht abtauchen. Sie beweist einen ganz besonderen Mut und eine bewundernswerte unbeugsame Haltung.“ Zeitweise stand Reski unter Polizeischutz, weil sie mit ihren Romanen und Artikeln die italienische Mafia gegen sich aufgebracht hatte. In Interviews und Zeitungsartikeln sowie in ihrem Buch „Von Kamen nach Corleone“ (2010) kritisiert Reski auch die liberale deutsche Politik, die ihrer Meinung nach zu wenig gegen Mafia-Strukturen in Deutschland unternimmt. Die Auszeichnung in Erinnerung an die Dichterin und Schriftstellerin Ricarda Huch (1864–1947) ist mit 10.000 Euro dotiert und wird seit 1978 alle drei Jahre an Kulturschaffende verliehen, „deren Wirken in hohem Maße bestimmt ist durch unabhängiges Denken und mutiges Handeln“. 2018 erhielt der Autor Ferdi-nand von Schirach den Preis.

 www.petrareski.com





Neue Bundesregierung soll Sexkauf unter Strafe stellen 

BOPPARD. Die Frauenhilfsorganisation SOLWODI (Solidarität mit Frauen in Not) hat die künftige Bundesregierung aufgefordert, den Sexkauf von Freiern unter Strafe zu stellen. „Um Zwangsprostitution, Unterdrückung, Ausbeutung und Gewalt gegen Frauen zu bekämpfen, ist es an der Zeit, endlich im Bereich der Prostitution neue gesetzgeberische Wege zu gehen“, erklärte die Vorsitzende von SOLWODI, Maria Decker, anläßlich des Internationalen Tags gegen Prostitution am Dienstag dieser Woche. Die Organisation ruft ferner dazu auf, verbesserte Ausstiegsprogramme sowie berufliche Perspektiven für Ausstiegswillige mit sozialer Absicherung zu schaffen. Notwendig sei ferner, die Aufklärungsarbeit insbesondere an Schulen über Prostitution und Menschenhandel zu fördern. SOLWODI verweist auf Recherchen der Plattform www.sexindustry-kills.de. Demnach wurden in den vergangenen 20 Jahren in Deutschland 123 Frauen durch Freier oder Zuhälter getötet. Die US-Psychologin Melissa Farley komme in ihren Studien zu körperlicher und sexueller Gewalt in der Prostitution zu dem Ergebnis, daß 71 Prozent der Frauen Angriffe erlebten und unter posttraumatischen Belastungsstörungen litten. Der überwiegende Teil würde gerne aussteigen, habe jedoch keine andere Möglichkeit, den Lebensunterhalt zu sichern. Nach Angaben von SOLWODI haben ihre Sozialarbeiterinnen im vergangenen Jahr 300 Frauen in Deutschland begleitet, die Opfer von Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung geworden sind. Diese Frauen seien schwer traumatisiert und benötigten häufig neben psychosozialer Betreuung eine geschützte Unterbringung. Die Organisation unterhält sieben Schutzhäuser für Betroffene. Nach Schätzungen gibt es in Deutschland bis zu 400.000 Prostituierte. (idea/JF)

 www.solwodi.de