© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 41/21 / 08. Oktober 2021

Geburtsfehler der Bologna-Reform: Zu langes Bachelor-Studium
Enttäuschte Hoffnungen
(dg)

Wie das Statistische Bundesamt meldet, wirkte sich die Corona-Pandemie auf die Zahl der erfolgreichen Hochschulprüfungen überraschend gering aus. 477.000 Jung-Akademiker verließen 2020 deutsche Hochschulen, das sind nur sechs Prozent weniger als 2019 (508.000). Diese Delle dürfte mit der Rückkehr zum für 2022 erwarteten vollständigen Präsenzbetrieb wieder ausgebügelt werden. Auch der Akademiker-Arbeitsmarkt, wo derzeit „Vollbeschäftigung“ herrsche, sollte nach Einschätzung von Karl-Heinz Reith (Deutsche Universitätszeitung, 9/2021) diesen pandemischen Kollateralschaden wegstecken. Wesentlich relevanter sei hingegen, was die Zahl der Abschlüsse über langfristige bildungspolitische Trends verrate. Denn die Hälfte der Prüflinge beendete das Studium mit einem Bachelor. Aber zumeist nach acht und mehr Semestern und nicht, wie in der 2000 umgesetzten Bologna-Reform verfügt, in der Regelstudienzeit von sechs Semestern. Aufgrund dieses dem Druck der Wirtschaft anzulastenden „schweren Geburtsfehlers“ der Reform sei es zur qualitätsmindernden Verschulung des Studiums gekommen, ohne daß der erhoffte Effekt, die Studiendauer bis zum Abschluß und das Durchschnittsalter der Absolventen „marktkompatibel“ zu senken, je eingetreten wäre. 


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