© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/21 / 15. Oktober 2021

Korrektur der Woche
Ruhig abwarten
Christian Vollradt

Vorfreude ist angeblich die schönste Freude, doch wer sich zu früh freut, den bestraft das Leben. Oder zumindest der Wahlleiter. Wer etwa fest mit dem Einzug in den Bundestag rechnet, sollte tunlichst die Verkündung des amtlichen Endergebnisses, das an diesem Freitag bekanntgegeben wird, abwarten. Dies hätte der Grüne Michael Sacher aus Unna beherzigen sollen, der bei Twitter schon den Nutzernamen „@sacher_mdb“ verwendete. Doch nachdem alle 16 Landeswahlausschüsse die endgültigen Ergebnisse festgestellt haben, dürfte ihn die Nachricht des Fachportals „Wahlrecht.de“ alles andere als erfreuen. Denn demzufolge legten die Grünen in Bayern bei den Zweitstimmen zu und überholten im parteiinternen Wettbewerb die Nordrhein-Westfalen. Folge: Sachers Sitz kippt raus, seine Parteifreundin aus dem Freistaat, Beate Walter-Rosenheimer, kehrt in den Bundestag zurück. Geändert werden muß nun auch der – vorläufige – „Kürschner“, das legendäre rot-weiß-gestreifte „Volkshandbuch Deutscher Bundestag“. Doch nicht nur dort. Kurioserweise bekommt der frisch in den Bundestag eingezogene Abgeordnete Gereon Bollmann (AfD) aus Schleswig-Holstein einen zweiten Stern – rückwirkend für die Mitgliedschaft in der 19. Legislaturperiode. Denn formal – Ordnung muß sein – ist Bollmann vergangene Woche (und damit nach der Bundestagswahl) noch für den am 22. September verstorbenen Abgeordneten Axel Gehrke nachgerückt (JF 40/21). Dessen Sitz wurde, wie der Landeswahlleiter in Schleswig-Holstein auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT mitteilte, gemäß Paragraph 48 Absatz 1 Bundeswahlgesetz noch nachbesetzt, da „eine Beschränkung hinsichtlich der Restlaufzeit der Legislaturperiode nicht vorgesehen“ ist. Mit lediglich 19 Tagen Mitgliedschaft im Hohen Haus dürfte Bollmann der „kürzeste“ MdB sein.