© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/21 / 15. Oktober 2021

Hegels Rassismus aus dem Geist europäischer Aufklärung
Zivilisation als Fehler
(wm)

Die zutiefst rassistische, von „Black Lives Matter“-Hysterikern befeuerte „Antirassismus“-Pandemie macht auch vor Immanuel Kant (1724–1804) nicht halt. Der Königsberger Aufklärer, der den Menschen ermutigt, sich aus fremder Vormundschaft durch Gebrauch des eigenen Verstandes zu befreien, steht wegen seiner anthropologischen, den kargen Wissensstand des 18. Jahrhunderts repetierenden Schriften derzeit als „Rassist“ unter Anklage (JF 50/20, 7/21). Neu ist dieser Mangel an Sinn für die Vorstellungswelt früherer Epochen nicht. Bereits vor 20 Jahren stigmatisierte der Pädagoge Micha Brumlik Kant neben Fichte, Schleiermacher, Hegel, Schelling und – Marx als antisemitischen Rassisten („Deutscher Geist und Judenhaß“, 2000). Neu ist jedoch der autoaggressive Furor, der sich heute in solchen Denkmalstürzen austobt. Übte der Alt-68er Brumlik noch Kritik vom Standpunkt der Aufklärung, indem er Kant & Co. bezichtigte, sich ihrer „Vorurteile“ nicht bewußt geworden zu sein, wird in der aktuellen Debatte Aufklärung selbst zum rassistischen „Vorurteil“. Wie bei den kulturrelativistischen Philosophiehistorikern Daniel James (Düsseldorf) und Franz Knappik (Bergen), die nun über Hegels „herabsetzende Fantasien über außereuropäische Völker“ lamentieren (FAZ vom 6. Oktober 2021). Solche „hierarchischen Theorien von Menschenrassen“ seien Ausgeburten eurozentrischen Denkens, das unzulässig zwischen zivilisierten und unzivilisierten Völkern unterscheide. Hegels Texte seien daher nur noch insoweit lehrreich, wie sie helfen, seinen „Fehler“ zu vermeiden, das eigene Menschenbild an dem der europäischen Aufklärung auszurichten. 


 www.faz.net