© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/21 / 15. Oktober 2021

Filmkritik Jung und unschuldig
Ein Mantel ohne Gürtel
Werner Olles

Die Schauspielerin Christine Clay (Pamela Carme) wird nach einem Konflikt mit ihrem Ehemann von ihrem Freund, dem Drehbuchautor Robert Tisdell (Derrick De Marney), tot aufgefunden. Als er Hilfe holen will, wird er von zwei Frauen beobachtet, die ihn der Polizei melden. Da die Beamten ihn des Mordes verdächtigen und ihn beschuldigen, Christine mit dem Gürtel eines Mantels erwürgt zu haben, und auch die Boulevardpresse ihn vorverurteilt, weil sein eigener Mantel kurz zuvor gestohlen wurde, sieht Robert sich gezwungen zu fliehen. Dafür gewinnt er Erica Bourgoyne (Nova Pilbeam), die Tochter des Polizeichefs Colonel Burgoyne (Percy Marmont), als Verbündete. Sie verbirgt ihn in einem entlegenen Landhaus, nachdem sie endgültig von seiner Unschuld überzeugt ist. Robert verliebt sich derweil in Erica, und die beiden flüchten zu dem alten Herumtreiber Old Will (Edward Rigby), der im Besitz des gesuchten Mantels ist – allerdings ohne den Gürtel, mit dem Christine erdrosselt wurde.

Erica macht sich gemeinsam mit Old Will auf die Suche nach dem Gürtel, die sie zum „Grand Hotel“ führt, in dem sie auch den Mörder vermuten. Doch sie haben keine Ahnung, wie der Mann aussieht, nur den Hinweis, daß er ständig mit den Augen blinzelt. Tatsächlich spielt der Mörder in einem Orchester im Tanzsaal des Hotels …

Alfred Hitchcocks Frühwerk „Jung und unschuldig“ („Young and innocent“, GB 1937) nach dem Roman „A Shilling for Candles“ von Josephine Tey ist eine ebenso spannende wie turbulente Thriller-Komödie, in der ein zu Unrecht des Mordes verdächtigter Drehbuchautor, den Derrick De Marney überzeugend spielt, von der hübschen Tochter des Polizeichefs bei seiner Suche nach einem Beweis für seine Unschuld und dem wahren Mörder nach Kräften unterstützt wird. Der Meisterregisseur zieht dabei wie gewohnt alle Register seines großen Könnens, und so kann man als Zuschauer einen Film genießen, der trotz seines Alters temporeiche Unterhaltung bietet. Wie üblich in seinen Filmen sieht man Hitchcock nach etwa zehn Minuten mit einem Fotoapparat am Haupteingang des Justizgebäudes stehen.

Als Bonus bieten DVD und Blu-ray zwei deutsche Synchronfassungen, Rezepte aus der Gruselküche, Alfred Hitchcock zu Gast beim Frankfurter Stammtisch (45 Minuten) und ein informatives bebildertes Beiheft (Nachdruck der Illustrierten Filmbühne).

DVD/Blu-ray: Jung und unschuldig. Pidax Film-Klassiker 2021. Laufzeit etwa 79 Minuten