© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/21 / 15. Oktober 2021

„Menschen sind echt verrückte Tiere“
Buntheitskult: Die Kinderbuchverfilmung „Die Schule der magischen Tiere“ indoktriniert blendend
Dietmar Mehrens

Schon Joseph Goebbels wußte: Wer die ganze Gesellschaft für eine Ideologie vereinnahmen will, selbst für eine so pathogene wie die der Nationalsozialisten, der muß schon bei der Jugend ansetzen, am besten bei den Kindern. Wer verstehen will, wie es dazu kommen konnte, daß ganz Deutschland sich auf einmal bunt beflaggt, um der grotesken geschlechtsrevisionistischen Regenbogenideologie zu huldigen, der kann Anschauungsunterricht bei „Die Schule der magischen Tiere“ nehmen, der Verfilmung des gleichnamigen Kinderbuchs von Margit Auer.

Darin kommt Ida (Emilia Maier), ein etwa zehnjähriges Mädchen, an eine neue Schule. Ihre neue Lehrerin, Miss Cornfield (Nadja Uhl), unterhält geheimnisvolle Verbindungen zu einer magischen rollenden Zoohandlung und modelt ihre Klasse zu einer „magischen Gemeinschaft“ um. „Spannende und magische Dinge von Abenteuer und Freundschaft“ stehen auf Cornfields Lehrplan.

Filmheldin Ida muß man sich vorstellen als erfolgreiche Kreuzung aus Pippi Langstrumpf und Luisa Neubauer. Sie ist eine selbstbewußte rothaarige Überzeugungstäterin und eine von zwei Auserwählten, denen Miss Cornfield ein magisches Tier herbeizaubert. In ihrem Fall ist das ein Fuchs namens Rabbat, der Menschen als „echt verrückte Tiere“ bezeichnet, aber Ida trotzdem dabei hilft, das Geheimnis des „Oberklaus“ zu lüften. Dessen dreiste Diebstähle halten nämlich die Schule seit einiger Zeit in Atem.

Was auf den ersten Blick aussieht wie der tausendste Versuch, mit einem impotenten Plot, der nicht mal von ferne an die Komplexität und Raffinesse der Bücher von Joanne K. Rowling erinnert, wenigstens noch einen Rockzipfel der Harry-Potter-Manie und damit einen Rest von dessen pekuniärem Segen zu erhaschen, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als ein dreistes Werk der Erziehung zur neuen deutschen Zivilreligion: dem Buntheitskult. Man muß die mehr oder minder versteckten Zeichen, mit denen auf das Unterbewußtsein der Minderjährigen gezielt wird, nur zu entschlüsseln wissen: die ethnisch heterogene Beschaffenheit der Schulklasse, die Regenbogenstrümpfe, in denen Ida die Hälfte der Spieldauer durchs Bild stakst, das feministische Fußballerinnenposter an der Wand ihres Kinderzimmers, die Mitteilung, daß ein Klassenkamerad gern strickt, und, komplementär dazu, die Enthüllung, daß die durch rosa Kleidung markierten Rollenkonformistinnen, Idas biestige Gegnerinnen, in Wahrheit Männersport treiben. 

Damit auch die Erwachsenen den Propagandatricks nicht auf die Schliche kommen, wurde „Die Schule der magischen Tiere“ mit so vielen Tieranimationen zugekleistert, wie die Computertrickkiste hergab, und das Wort „magisch“ so oft eingestreut, als gäbe es eine Oscar-Kategorie „Nervigste klingende Schelle“. Es dient gleichsam als Ersatz für das Mantra, das dereinst im Aschram bereits die Urahnen der heutigen Regenbogenjünger einlullte. Die waren bereit, ihrem Guru dafür Geldbeträge in den Hut zu werfen, im Vergleich zu denen eine Kinokarte schon fast geschenkt ist.

Kinostart ist am 14. Oktober 2021