© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/21 / 15. Oktober 2021

Blick in die Medien
Lenkrad weiter nach links ziehen
Tobias Dahlbrügge

Nicht nur bei den Massenmedien können Redakteure Journalismus nicht von Aktivismus unterscheiden, auch bei kleineren Publikationen grassiert dieser Mißstand. ACE Lenkrad heißt das Mitglieder-Magazin des Auto Club Europa (ACE) mit Sitz in Stuttgart. 

Der ACE ist der zweitgrößte deutsche Automobilclub. Gegründet wurde er zur Wirtschaftswunderzeit von DGB-Gewerkschaftern. Mitte der Neunziger öffnete sich der Club auch für Nicht-Gewerkschafter. Das zweimonatlich erscheinende Lenkrad-Blatt erreicht nach eigenen Angaben etwa 790.000 Leser.

„Als Kind der Gewerkschaften“ wolle man „solchen Positionen keinen Raum geben“.

In der aktuellen Ausgabe fanden diese die verkehrspolitischen Positionen der Bundestagsparteien zum Vergleich im Hinblick auf die Bundestagswahl. Verbunden mit einem Aufruf, wählen zu gehen, denn, so schrieb der ACE-Vorsitzende Stefan Heimlich im Vorwort: „Davon lebt unsere Demokratie.“

Selbst pflegt man allerdings seine ganz eigene Idee von Demokratie, denn unter den Positionen der Parteien fehlte die AfD. Das fiel einem Leser auf, der sich darüber in einem Leserbrief beschwerte: „Ist das ein Versehen oder wird zukünftig in ihrer Redaktion bestimmt, wer als demokratisch anzusehen ist?“

Die Antwort der Redaktion: „Selbstverständlich sind alle Parteien im Bundestag demokratisch gewählt worden, doch es gibt darin Parteien, die der freiheitlich demokratischen Grundordnung gegensätzlich gegenüberstehen und vom Verfassungsschutz beobachtet werden.“ 

Die Mehrzahl „Parteien“ irritiert: Sind hier auch die Linken gemeint? Deren Positionen wurden allerdings wiedergegeben. Weiter heißt es, gerade „als Kind der Gewerkschaften“ sei man „besonders sensibel“ und wolle „solchen Positionen keinen Raum geben“. Die veröffentlichte Antwort auf den angedruckten Leserbrief führte wiederum zu Austritten anderer Leser aus dem ACE.

Nicht der einzige Gegenwind: Ein weiterer Leser prangert in einem kritischen Kommentar den Gender-Stuß im Heft an und grüßt die Redaktion ironisch als „ein Lesenden-Brief-Schreibender“.