© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/21 / 15. Oktober 2021

Meldungen

Marie-Antoinettes Briefe: Affäre statt Fluchtpläne

WASHINGTON. Vom Juni 1791 bis zum August 1792 standen der im Zuge der Französischen Revolution entmachtete König Ludwig XVI. und dessen aus dem Hause von Österreich-Lothringen stammende Gattin unter Hausarrest. Dennoch gelang es Marie-Antoinette, einen geheimen Briefwechsel mit dem in Paris tätigen schwedischen Diplomaten Graf Axel von Fersen zu führen. Einige der Schreiben sind bis heute erhalten geblieben. Sie gelangten 1982 aus dem Archiv der Familie von Fersen ins Pariser Nationalarchiv. Jedoch war bislang unklar, ob es bei der Korrespondenz um Fluchtpläne des Herrscherpaares oder nur um eine schlichte Liebesaffäre ging, weil wichtige Textpassagen durch Überkritzeln mit Tinte unlesbar gemacht wurden. Nun gelang es Wissenschaftlern um Anne Michelin von der Pariser Sorbonne-Universität mit Hilfe der Röntgenfluoreszenz-Spektroskopie, einige zensierte Partien sichtbar zu machen. Laut Auskunft der Forscher sind vor allem emotionsgeladene Begriffe wie „Liebe“ und entsprechende Wortverbindungen der Streichung zum Opfer gefallen (Science Advances 7/2021). Des weiteren scheint jetzt festzustehen, daß der Graf von Fersen die Löschungen durchführte, weil die hierbei zum Einsatz gekommene Tinte identisch mit der Tinte ist, die er in seinen Schreiben verwendet hatte. (ts)

 www.science.org





Indogermanische Spuren in etruskischen Genen

WASHINGTON. Eines der größten noch ungelösten Rätsel der Antike ist die Herkunft der Etrusker, also jenes Volkes, welches etwa zwischen 800 und 300 v. Chr. in den heutigen italienischen Regionen Toskana, Umbrien und Latium siedelte und dann sukzessive als eigenständige Ethnie im Imperium Romanum unterging. Die meisten Althistoriker vermuteten bislang eine Einwanderung der Proto-Etrusker aus Anatolien oder präferierten die Theorie vom autochthonen Ursprung in Mittelitalien aus der früheisenzeitlichen Villanova-Kultur heraus. Aktuelle DNA-Analysen von Wissenschaftlern um Cosimo Posth vom Max-Planck-Institut für Menschheitsgeschichte in Jena erbrachten jetzt freilich andere Ergebnisse: Das aus Zähnen und Knochen von 48 Individuen aus zwölf Begräbnisstätten im Gebiet der Etrusker extrahierte Erbgut deutet sehr viel eher auf eine Herkunft von der Iberischen Halbinsel hin, wobei sich gleichzeitig auch klare Hinweise auf frühere Wurzeln in der eurasischen Steppe fanden, wo der Ursprung des Indogermanischen vermutet wird (Online-Ausgabe von Science Advances vom 24. September 2021). Das ist insofern bemerkenswert, als die Sprache der Etrusker wahrscheinlich keine indogermanische war. (ts)

 www.science.org





Erste Sätze

Seitdem die Politik von den Griechen zum Gegenstand ihrer wissenschaftlichen Neugier gemacht worden war, galt sie als eine „techne“, eine Kunst.

Konrad Adam: Die Republik dankt ab. Die Deutschen vor der europäischen Versuchung, Berlin 1998





Historisches Kalenderblatt

18. Oktober 1781: Die US-amerikanisch-französischen Koalitionstruppen schlagen die britische Armee in der Schlacht von Yorktown und entscheiden damit den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg. London erkennt danach die Unabhängigkeit seiner ehemaligen Kolonien an.