Deutsche Lebensmittelketten wie Aldi, Edeka, Lidl oder Rewe werben damit, demnächst nur noch Fleisch der Tierwohl-Haltungsstufen 2 („Stallhaltung Plus“) und 3 („Außenklima“) anzubieten. Ersteres bedeutet beispielsweise für Schweine eine Mindestfläche von 0,825 Quadratmeter pro Tier und zusätzlich „organisches Beschäftigungsmaterial aus natürlichen Materialien“. Haltungsstufe 3 heißt: 1,05 Quadratmeter pro Tier und zusätzlich „Stallhaltung mit Außenklimareizen, mindestens Offenfrontstall“ plus Stroh. Daher haben zahlreiche Landwirte meist mehr als 50.000 Euro investiert, häufig in Verbindung mit fünfjährigen Abnahmeverträgen. Doch inzwischen ist das Angebot in diesen Haltungsformen so groß, daß der Handel diese teureren Mastschweine nicht mehr alle abnimmt. Viele Verbraucher kaufen lieber das preisgünstigere Fleisch der konventionellen Haltungsstufe 1.
„Viele Verbraucher kaufen lieber das preisgünstigere Schweinefleisch aus der konventionellen Haltung.“
Das entspricht ebenfalls den gesetzlichen Normen: 0,75 Quadratmeter pro Tier sowie Stall mit „veränderbarem Beschäftigungsmaterial“ und beweglicher Kette kombiniert mit einem Holzstück. Die Abnahmeverträge für die höheren Haltungsformen stehen vor der Kündigung, obwohl die Tierwohl-Investitionen für 15 bis 20 Jahre kalkuliert wurden. Das teuer produzierte Fleisch wird zum „Ladenhüter“. Die Bauern haben schneller reagiert, als sich die Verbraucherwünsche geändert haben. Die Landwirte stehen bei ihren Kreditrückzahlungen allein da. Hinzu kommt, daß Schlachtschweinpreise um etwa 60 Cent je Kilo unterhalb des Vollkosten-Deckungspreises liegen: Fast 60 Euro am Erlös je Mastschein fehlen. Bei den Ferkelerzeugern fehlen wegen der schwachen Nachfrage und der hohen Futterkosten etwa 35 Euro je Ferkel. Unter diesen Umständen kann künftig kein Schweinehalter die gewünschten Stallkomfort-Erweiterungen finanzieren. Grüner Wunsch und grüne Wirklichkeit – sprich: die Zahlungsbereitschaft – klaffen, wie so oft, meilenweit auseinander.