© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/21 / 15. Oktober 2021

Leserbriefe

Zu: „Grüner Koch und gelber Kellner“ von Michael Paulwitz, JF 41/21

Nach 16 Jahren Talfahrt kein Ende in Sicht

Schon F. J. Strauß stellte fest: „Die Grünen sind wie eine Melone – außen grün und innen rot“. Doch „der Wolf im Schafsfell“ drückt es für mich heute noch deutlicher aus. Wie kann es sein, daß eine rote Grünenpartei die ehemals konservativen C-Parteien sozusagen okkupiert hat? Und jetzt auch die FDP sich von den Grünen – eher einer Sekte? – einverleiben läßt? Was müssen wir von der „Ampel“ oder „Jamaika“ erwarten? Noch mehr politische, wirtschaftliche und kulturelle Talfahrt als in den letzten katastrophalen 16 Jahren. Noch mehr Vorschriften und Verbote, weiter steigende Preise bei Kraftstoffen, Heizöl, Strom und folglich aller Waren/Produkte des täglichen Bedarfs. Gegen den Strom-Blackout in Deutschland soll dann bei Bedarf französischer AKW-Strom einspringen, weil Schwarz-Rot-Grün-Gelb lieber unsere Landschaften mit unwirtschaftlichen Windrädern verschandelt, statt auf besonders effektive und modernste Energiequellen der Atomtechnik zu setzen, die viel umweltfreundlicher und viel billiger ist als alle grünen Ideologie-Monster. Bei einem sehr wahrscheinlichen ersten Stromausfall – und weiteren – werden wir den geprägten Begriff eines ehemaligen Bundespräsidenten neu interpretieren müssen, das zitierte „Dunkeldeutschland“. Aber vielleicht hilft das vielen um aufzuwachen – aber vermutlich ist auch dann das von uns geschundene Klima wieder schuld.

Wolfgang Kahl, Augsburg




Schuld trägt vor allem die Union

Es wird nicht nur teuer – es wird ungenießbar und katastrophal. Aber die Schuld sollte man nicht bei Grünen oder FDP allein suchen. Die CDU/ CSU ist es, die über Jahre und Jahrzehnte stets an der Macht bleiben wollte. Mit diesem Ziel hat sie sich und alles, was sie einmal verkörperte, aufgegeben. Merz, Bosbach und Maaßen sind nur noch der klägliche Rest einer einst stolzen Volkspartei. Um an der Macht zu bleiben, wurde alles geopfert: die stringente und an der Leistung orientierte Bildungspolitik, die Wehrpflicht, die Ehe von Mann und Frau, die Zustimmung, daß zu Hause erziehende Frauen etwas wert sind, Traditionen, Stolz auf die eigene Geschichte, die Liebe zum Heimatland und zur Sprache, die Freiheitsrechte usw. usf. 

Diese Partei ist auf dem Weg ins Nichts – wie ihr italienisches Pendant. Vor allem, weil sie sich den einzigen möglichen Koalitionspartner – die AfD – durch Stigmatisierung und Diffamierung, an der sie sich großspurig und großmäulig beteiligt hat, verbaute. Und sie hatte damit Erfolg: gute Leute wie Henkel, Starbatty, Lucke, Kölmel etc. haben die Partei verlassen, weil diese nach wie vor demokratische Partei nach rechts geschrien und geschrieben wurde. Und jetzt gibt es nur noch linke Partner, die sich aber anders orientieren möchten. Adieu CDU. 

Und die bürgerlichen Wähler sollten nicht zu sehr auf die Liberalen schielen: Von der FDP ist schon lange nichts mehr zu erwarten. Sie fällt in jede Richtung um; Hauptsache, man wird „gebraucht“. Maastricht, Euro, Einwanderung, gleichgeschlechtliche Ehepartner etc. sind bei der FDP keine liberalen Themen, sondern der Wille, von Randgruppen unbedingt gemocht zu werden und mitregieren zu dürfen. Wie ein kleines Kind, das Beachtung benötigt. Es geht nur noch um Emotionen, nicht um Sachlichkeit. Jedes Land hatte nach Höhepunkten seinen Niedergang. Für Deutschlands Niedergang ist es nun soweit, die Bundestagswahl hat es gezeigt. Aber – das sollte uns bewußt sein – kein anderes Land wird uns helfen, wenn es uns schlecht gehen sollte. Solidarität gibt es nur, wenn Deutschland zahlt, und das kann es bald nicht mehr.

Dr. Eibe Hinrichs, Knüllwald




Die Ampel wird meist auf Rot stehen

Die Bundestagswahlen sind Geschichte, viele lecken ihre Wunden. Es wird schwierig, eine tragfähige Koalition zu finden. Die Ampel würde mehrheitlich auf Rot stehen, und die Freien Demokraten laufen dann Gefahr, daß man ihnen die kindliche Politikvorstellung der Grünen und die Deindustrialisierung sowie eine falsche Migrationspolitik mit ankreidet, für die sie – analog der Ampelfunktion – das Startsignal geben. Allerdings ist Jamaika mit einer bäuerlich-dauerschmutzelnden CSU und einer orientierungslosen CDU auch nicht gerade attraktiv. Kleine Politikentwürfe funktionieren nicht mal mehr auf dem Dorf, es braucht den großen Wurf. Nur wie? Es sind schwierige Zeiten in Deutschland, in die uns aber auch die Merkel-Regierung hineinmanövriert hat, was in der Analyse leider etwas zu kurz kommt.

Dipl.-Päd. Chris Dasch, Saulgrub im Ammergebirge






Zu: „Corona bleibt kein Einzelfall“ von Dieter Menke, JF 41/21

Aus der Malaria-Geschichte lernen

Der Klimawandel ist ein gerne genommenes Argument für alle möglichen Probleme. Leider wird durch diese Fixierung oftmals der Blick auf die Realität und damit auf die möglichen Lösungen unnötig verengt. Bei den durch Moskitos übertragenen Krankheiten ist natürlich deren Verbreitung ausschlaggebend. Wie uns die Geschichte der Malaria zeigt, hat dies jedoch eher nicht mit dem Klimawandel zu tun, sondern mit der Unterwerfung der Natur durch den Menschen. Malaria war im historischen Europa durchaus verbreitet. Noch Ende des 18. Jahrhunderts war beispielsweise Mannheim gefürchtetes Malariagebiet. Erst durch den Nachweis der Malariaübertragung konnten gezielte Gegenmaßnahmen getroffen werden. Durch den Einsatz von Insektiziden und die Trockenlegung von Sümpfen sowie Begradigung von Flüssen konnten die Überträger und damit auch die Krankheit zurückgedrängt werden.

Sebastian Fritsche, Tauberbischofsheim






Zu: „Virtuose der Hypermoral“ von Sebastian Hennig, JF 40/21

Unmenschlicher Bessermensch

In seinem Artikel über Igor Levit hätte der Autor auch noch dessen Auftritt am 15. November 2019 bei Maybrit Illner erwähnen können, wo Levit den folgenden unglaublichen Satz äußerte: „AfDler haben ihr Menschsein verwirkt.“ Igor Levit sprach also den politisch andersdenkenden Menschen dreist deren Menschlichkeit ab. AfDler sind in seinen Augen nicht einmal Untermenschen, sie sind überhaupt keine Menschen. Ich glaube, diese Einstellung könnte man auch faschistisch nennen, oder? Er flog nicht etwa aus der Sendung, wie es damals Eva Herman bei Kerner am 9. Oktober 2007 wegen weitaus harmloserer Sätze geschah. Nach meiner Erinnerung bekam Igor Levit nicht einmal vehementen Widerspruch zu hören, noch hatte er sich entschuldigt. Das hat er als Bessermensch wohl auch nicht nötig.

Hans Wolfgang Schumacher, Düsseldorf




Liedermacher Wolf Biermann diskreditiert

In dem Artikel „Virtuose der Hypermoral“ wurde Wolf Biermanns „Geklampfe“ vor dem Bundestag kritisiert. Das kann ich als Musiker nicht so stehenlassen. Eine andere Weltanschauung macht noch keinen schlechten Gitarristen oder Liedermacher. Wolf Biermann mag wie sein Kollege Hannes Wader ein notorischer Kommunist gewesen sein, aber er ist doch ein Mann, der die SED-Schergen ordentlich auf Trab gehalten hat. Das trifft auch auf seinen Auftritt im Bundestag zu, wo er deutliche Worte für die SED-Nachfolger „Linke“ fand und sich auch vom Bundestagspräsidenten nicht das Wort verbieten ließ.

Klaus Härtel, Kiel






Zur Rubrik „Gegenaufklärung“ von Karlheinz Weißmann, JF 40/21

Bald ist auch Nürnberg an der Reihe

Ihre Kolumne über „Ahnendiskriminierung“ ist zum Glück nur teilweise richtig. In Nürnberg gibt es – noch – das Germanische Nationalmuseum. Es ist vermutlich nur eine Frage der Zeit, wann diese Einrichtung durch linksgrüne Deutschlandhasser (siehe Habeck) gezwungen wird, sich umzubenennen. Es gibt ja auch keine „Nationalmannschaft“ mehr, sondern nur noch eine „Mannschaft“.

Dr. Robert Romming, Roth/Mittelfranken






Zu: „Die ungestellte Männerfrage“ von Walter Hollstein, JF 40/21

Kulmination im WDMHB-Syndrom

Die Ausführungen des Autors über die beklagenswerte Situation des Mannes in unserer Gesellschaft seien um ein Phänomen ergänzt, das sich als sogenanntes WDMHB-Syndrom beschreiben läßt: Wer eine weiße (W) Hautfarbe hat, wird verstärkt zur Zielscheibe von Anfeindungen seitens der Vertreter der Critical Race Theory und BLM-Aktivisten und muß sich die Unterstellung von Alltagsrassismus als Charakterkonstante gefallen lassen. Als Deutscher (D) kommt noch eine spezifische Erbschuld hinzu, die man von der Tätergeneration der Väter übernommen hat und die es durch bußfertige Haltung und pekuniäre Sühneleistungen abzutragen gilt, ohne daß ein Ende absehbar wäre. Zudem darf man sich in der Warteschlange, wo die Jobs für Geringverdiener oder Quotenbevorzugte verteilt werden, als Deutscher ganz hinten anstellen, nach all denen, die dank Migrationsbonus Priorität genießen, weil man sie in den Arbeitsmarkt integrieren muß. Von Vertretern der Migrationslobby muß er sich belehren lassen, daß es keine deutsche Kultur gäbe und die Regeln im eigenen Land mit den Zugereisten täglich neu zu verhandeln sind. Als Mann (M) läuft man ständig Gefahr, wegen der größten Banalitäten, z.B. eines zotigen Kommentars oder scheelen Blicks ins Dekolleté, in einen #metoo-Skandal verwickelt oder von selbstgerechten Antisexismusbotschafterinnen zur Rechenschaft gezogen zu werden. Heterosexuell (H) veranlagt, gehört man zwar zur Mehrheit, ist dafür aber von allen Privilegien und Respekterweisungen ausgeschlossen, wie sie den Angehörigen der LSBTQ-Minderheit zuteil werden. Es gibt für ihn keine besondere Fahne, keinen offiziellen Gedenktag, keinen Gleichstellungsbeauftragten und erst recht keine Quote für bequeme Pöstchen oder Gendergedöns. Als Berufstätiger (B) darf er nicht nur Steuern zahlen, sondern insbesondere als Handwerker oder Ingenieur in vielen Berufen, wo Kraft, Ausdauer und technisches Know-how benötigt werden, seinen Beitrag zur Wertschöpfung des Industriestandorts Deutschland leisten. Trotz allem sollten sich die vom WDMHB-Syndrom Betroffenen nicht in die Opferrolle begeben, denn dies brächte angesichts der gesellschaftspolitischen Lage keine Erlösung, sondern nur weitere Erniedrigung. 

Matthias Schneider, Speyer






Zu: „Tonkopf und Bandsalat“ von Bernd Rademacher, JF 40/21

An den Kassettenrekorder herantasten

Sehr erfreulich zu lesen, daß das Interesse an der alten Wiedergabetechnik steigt. Wie wertvoll und sprachfördernd das reine Hören schon in jungen Jahren ist, konnte ich an meinem 5jährigen Enkel erleben. Mit großer Begeisterung und Aufmerksamkeit folgte er den in noch reiner deutscher Sprache gefertigten Benjamin-Blümchen-Geschichten aus den 70er Jahren. Im Wischen und Berühren der Bildschirme schon sehr geübt, lernte er auch schnell das für zarte Finger schwere Drücken der Rekordertasten. Es bestätigt sich erneut: was alt ist, scheint auch im technischen Bereich nicht unbedingt überholt.

Ulrike Schilling, Bonn




Reibungslose Funktionalität

Vielen Dank für diesen interessanten Artikel; HiFi und vor allem die Tonbandkassettentechnik PP (Polypropylen) sind seit den 70ern mein Hobby. Sie haben in guter Absicht gehandelt und als Aufmacher den altbekannten „Bandsalat“ gezeigt. Wer mit dem Medium Kassette sorgfältig umging und einen Rekorder hatte, der in Ordnung war, für den war „Bandsalat“ sehr selten – ich hatte ihn in nahezu 50 Jahren vielleicht drei- bis fünfmal (bei schlecher Kassette oder defektem Aufwickeldorn im Rekorder). Der Frequenzgang ging selbst bei Mittelklasserekordern mühelos bis 15.000 Hertz (Chrom- und Reineisenbänder); einen Unterschied festztustellen nach einer Überspielung von CD auf Kassette war fast unmöglich (auch wenn das Gegenteil behauptet wird), und es ergab ein warmes Klangbild. Bei dumpfem Klang war entweder der Tonkopf verschmutzt oder wurde das Band übersteuert. Noch immer habe ich originalverpackte Reineisenbänder als Reserve auf Lager (von TDK), mache auch noch Aufnahmen auf Kassette mit Rekordern, die schon älter sind als 20 Jahre und bisher reibungslos funktionieren (Revox, Sony u.a.).

Matthias Weißenberg, Neuss






Zur JF-Beilage: „David gegen Goliath“ über den Rundfunk-Rebellen Georg Thiel, JF 40/21

Abwehrkampf als Beschäftigungstherapie

Es gibt auch eine andere, sehr wirksame Methode, gegen diese Zwangssteuer vorzugehen. Sie läuft darauf hinaus, den Eintreibungsapparat zu beschäftigen. Stufe 1: Dem Einziehungsauftrag widersprechen und auf Überweisung (statt Lastschrifteinzug) zu bestehen, notfalls unter Berufung auf den Paragraph 14 Bundesbankgesetz. Stufe 2: Einen geringeren Betrag, am besten ungerade Summe mit Centbeträgen, überweisen, was die Administration beschäftigt und wieder mehrere Wochen verstreichen läßt. Dies immer wiederholen, nach jeder neuen Zahlungsaufforderung des Restbetrages. Wenn das Millionen machen, bricht das System zusammen. Friedlicher Widerstand könnte man es nennen.

Armin Steinmeier, Neuried/München