© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 42/21 / 15. Oktober 2021

Kabinenklatsch
Holt die bunten Fahnen raus
Ronald Berthold

Hurra, in drei Jahren soll es wieder ein Sommermärchen geben. Und zwar ein politisch korrektes. Wenn der DFB 2024 die Europameisterschaft ausrichtet, hat er klare Erwartungen ans Fußballvolk. Und die hat er uns vorsichtshalber jetzt schon mal mitgeteilt. Damit wir alle üben können. Zeit genug ist ja noch.

Nun denn, liebe Freunde, fangt schon mal an. Oliver Bierhoff, unser politischer Mentor in Sachen Fußball, also der „Die Mannschaft“-Manager, gibt die Richtung vor. Über das knallbunte Logo frohlockt er: „Es paßt voll in den Zeitgeist und hat viele Inhalte.“ Die müssen wir jetzt nur noch verinnerlichen. Turnierdirektor Philipp Lahm – Sie erinnern sich: unser Kapitän, der früher vor Anpfiff von Länderspielen wie ein gut geschulter Klassensprecher mit Klassenstandpunkt politische Erklärungen verlesen hat – betet ebenfalls ein Mantra vor: „Wir wollen Spuren hinterlassen in der Gesellschaft.“

Dann gibt sich der kleine Philipp ganz groß: „Es geht um Themen wie Nachhaltigkeit, Umwelt, Vielfalt. Das sind Themen, die wir angehen wollen – gemeinsam mit vielen Partnern und jedem Einzelnen bei uns im Land.“ Ich habe den Satz ein paarmal gelesen. Tatsächlich: Von Fußball steht da nichts.

Und natürlich habe ich mich gefragt: Wer sind die vielen Partner? Gut, Sponsoren wird es zur Genüge geben: Schließlich heißt die EM ja offiziell „Euro“. Der Name ist Programm. Das wäre etwa so, als wenn die Amerikaner ihre Meisterschaft „Dollar“ nennen. Die anderen Partner dürften gehypte Gruppen wie „Fridays for Future“ oder „Omas gegen Rechts“ sein. Auf jeden Fall sollten wir uns für das neue Sommermärchen schon mal Regenbogenfahnen besorgen.