© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/21 / 22. Oktober 2021

Aufgeschnappt
Falsches Gejammer, wenn das Auto brennt
Matthias Bäkermann

In Berlin wurden seit 2011 knapp 3.000 Autos angezündet, ein erklecklicher Teil von Tätern aus der linksextremen Szene im Kampf gegen „Bonzenkarren“ oder Gentrifizierung. Während der Proteste gegen die polizeiliche Räumung des „linken Wohnprojekts und Kulturzentrums Köpi“ – anders ausgedrückt: eines Abbruchgrundstückes mit Schrott, Müll und vergammelten Wohnwagen – sind einige weitere dazugekommen. Eines davon gehörte Elke Wittich, deren in Kreuzberg geparktem Auto die Vorderscheibe eingeschlagen und dann angezündet wurde. Auf Twitter beklagte die „ratlose und aufgeregte“ Journalistin der linksextremen Jungle World vergangenen Freitag den Verlust ihres Besitzes, den ich „aus Gründen, die Euch nichts angehen, brauche“. Daß sie ihre Reichweite für weitere Jammertweets nutzte („Und jetzt? Ich habe kein Geld für ein neues gebrauchtes Auto“) und damit Spenden und „internet fame ergaunern“ konnte, löste bei Linkstwitter einen Shitstorm gegen @Elquee aus. Weil sie damit den antikapitalistischen Kampf denunziere, solle Elke „zurück zu deinen Eltern aufs Dorf ziehen“. Andere drohten Wittich wegen ihrer „Selbstdarstellung und Spaltungsversuche“ sogar mit der Abo-Kündigung der Jungle World.