© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/21 / 22. Oktober 2021

„Die müssen alle weg“
Junge Union: Wut auf die CDU-Führung beim Parteinachwuchs
Hinrich Rohbohm

Warmlaufen für den CDU-Vorsitz auf dem Deutschlandtag der Jungen Union in Münster. Alle sind gekommen. All diejenigen jedenfalls, die derzeit für die Nachfolge des noch amtierenden Armin Laschet gehandelt werden: Friedrich Merz, Jens Spahn, Carsten Linnemann, Ralph Brinkhaus und Norbert Röttgen. Allesamt aus dem mit Abstand größten CDU-Landesverband Nordrhein-Westfalen.

Es ist nun schon das dritte Schaulaufen innerhalb weniger Jahre. 2018 auf dem JU-Deutschlandtag in Kiel hießen die Aspiranten dafür noch Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn. Ein Jahr später in Saarbrücken waren es Armin Laschet, Friedrich Merz und Norbert Röttgen. Beide Male lagen die Sympathien des Nachwuchses klar bei Merz. Im Frühjahr hatte sich die JU zudem deutlich für Markus Söder als Kanzlerkandidat ausgesprochen. Sowohl die CDU-Bundesdelegierten als auch Präsidium und Bundesvorstand votierten anders. Mit bekanntem Ausgang.

Kein Stein dürfe mehr auf dem anderen bleiben, hatte JU-Chef Tilman Kuban nun angekündigt. Und damit die Stimmung innerhalb des Unionsnachwuchses treffend wiedergegeben. „Die gehören weg. Alle“, ist eine Forderung, die von Delegierten am Rande des Deutschlandtages immer wieder zu hören ist. Gemeint ist das stark überalterte und auf bedingungslose Loyalität zu Bundeskanzlerin Angela Merkel gepolte Präsidium der CDU. Auch das Adenauerhaus und seine Mitarbeiter stehen bei der JU in der Kritik. So sei die Parteizentrale in Berlin zu einer reinen Jobabsicherungs-Institution verkommen, bemängeln einige. Punkten können die jüngeren Kandidaten wie Jens Spahn und Carsten Linnemann, die durch mitreißende Reden auf sich aufmerksam machen.

Selbst Armin Laschet kann sich durch seine Rede am Samstag mit der JU versöhnen, nachdem er einen Tag zuvor vom JU-Landeschef aus Nordrhein-Westfalen, Johannes Winkel, massiv kritisiert worden war. „Schuld am Wahlergebnis bin ich ganz allein“, übernimmt er gleich zu Beginn die Verantwortung für das Wahldesaster. Das kommt an. Ganz und gar nicht gut angekommen ist dagegen die kurzfristige Absage von Markus Söder, die Kuban als „enttäuschend“ kommentierte. Als er später Armin Laschet dafür lobt, sich der Kritik der JU zu stellen, gibt es besonders starken Applaus. Eine Ohrfeige in Richtung Markus Söder.