© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/21 / 22. Oktober 2021

EEG-Umlage sinkt 2022 auf den niedrigsten Stand seit zehn Jahren
Scheinbare Entlastung
Jörg Fischer

Benzin an Autobahntankstellen über zwei Euro, Diesel mit 1,56 Euro pro Liter so teuer wie noch nie. Da zahlt es sich aus, in Grenznähe zu Luxemburg, Österreich, Polen oder der Tschechei zu wohnen. Denn dort sind zwar auch Weltmarktpreise und EU-Mindeststeuern fällig, allerdings langt der dortige Fiskus nicht zusätzlich so schamlos hin. Doch auch Heizöl und Erdgas steuern auf Rekordpreise zu und hier nutzt der Binnenmarkt nichts – „Eigenimport“ ist unmöglich. Angesichts dessen klingt gut, was der scheidende Bundeswirtschaftsminister zum Strompreis verkündet: „Die EEG-Umlage 2022 liegt auf dem niedrigsten Stand seit zehn Jahren“, erklärte Peter Altmaier (CDU).

Die Zwangsabgabe des Erneuerbare-Energien-Gesetzes (EEG) zur Subventionierung der Stromerzeugung aus Biogas, Sonne, Wind & Co. sinkt von derzeit 6,5 auf 3,723 Cent pro Kilowattstunde (ct/kWh). Das wären beim derzeitigen deutschen Strompreisniveau von 31,9 Cent – dem weltweit höchsten vor den Bermuda-Inseln und der Windkraftnation Dänemark – mehr als zehn Prozent Ersparnis. Doch die scheinbare jährliche Entlastung von 100 bis 150 Euro für einen Vier-Personen-Haushalt ist teuer erkauft: Ein Teil der Milliardeneinnahmen aus der „CO2-Bepreisung“ (Brennstoffemissionshandelsgesetz; JF 2/21) wird zur Senkung der EEG-Umlage verwendet. Sprich: Die Strompreisersparnis wird an der Zapfsäule und über die erhöhte Heizkostenrechnung „gegenfinanziert“. Gleichzeitig sind die Nettopreise an der Strombörse stark gestiegen – die Energieträger Kohle, Gas und Uran wurden weltweit teurer. Hinzu kommen teurere CO2-Zertifikate für „fossile“ Kraftwerke in der EU. Das macht die „erneuerbaren Energien“ etwas „wettbewerbsfähiger“, wie Altmaier behauptet.

In Wahrheit sind aber weitere 13 Milliarden Euro – eben jene 3,723 ct/kWh – nötig, um die Pseudogewinne der grünen EEG-Investoren zu bezahlen, wie das Bundeswirtschaftsministerium im Kleingedruckten zugibt. Und da in Dunkelflauten Sonne und Wind keinen Strom liefern und der Atom- und Kohleausstieg in Deutschland beschlossene Sache ist, bleiben künftig nur Erdgas und Stromimporte. Und das sind die zwei teuersten Stromquellen überhaupt.


 www.bmwi.de