© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/21 / 22. Oktober 2021

Zeitschriftenkritik: Cato
Von der Zeugung zur Dienstleistung
Werner Olles

Deutschland hatte die Wahl“ lautet das Titelthema der aktuellen Ausgabe (Nr. 6, Oktober/November 2021) von Cato, dem „Magazin für Neue Sachlichkeit“. Tatsächlich erkennt Thorsten Hinz in seinem Beitrag „Ein Zug ins Blaue“ richtig, daß die schlechte Lage der Nation nicht allein Merkel zuzuschreiben ist: „Die seit sechzehn Jahren amtierende Kanzlerin (hat) nur Tendenzen aufgegriffen und exekutiert, die in der Geschichte der Bundesrepublik seit je angelegt waren. Kräfte, die den weiteren Niedergang aufhalten könnten, sind auch nach der Bundestagswahl nicht zu erkennen.“ Das deckt sich wiederum mit der Einschätzung des Cato-Chefredakteurs Andreas Lombard: „ …möglichst keiner sollte merken, daß es um echte Richtungsentscheidungen schon gar nicht mehr ging. Jene Oppositionspartei, die diesen Namen verdient, (ob man sie mag oder nicht), wurde weit im Vorfeld aus dem ‘Verfassungsbogen’ und damit von jeglicher Aussicht auf Regierungsbeteiligung ausgeschlossen – ein Sachverhalt, der sonst als Kennzeichen demokratiefeindlicher Staaten gilt. Wer hierzulande wirklich oppositionelle Positionen vertritt, wird umgehend zum Paria degradiert.“

Über die perfiden Schikanen und erpresserischen Methoden der EU-Kommission gegen Polen zugunsten der familienfeindlichen LGTBIQ-Idologie berichtet David Engels in seinem „Brief aus Warschau“. Er hat die berechtigte Sorge, daß es Brüssel gelingen könnte, das vom Covid-Lockdown geschwächte Polen zum Sturz seiner Regierung zu bewegen und Donald Tusk erneut als „Statthalter der linken Eliten“ einzusetzen. 

Hervorzuheben ist Lombards Essay „Herr Sibelius ist Mutter geworden“ über die fatalen Änderungen des Adoptions- und Familienrechts zugunsten kinderloser Erwachsener und primär der Kinderwünsche Homosexueller. In einer selten gewordenen Dichte schildert er schlüssig die „bedenkliche Verwirrung“, die ideologisch unterstützt nicht nur das Naturrecht außer Kraft setzt, sondern im Rahmen einer unsinnigen Gleichstellungspolitik Unvereinbares, nämlich Homosexualität und Elternschaft, mit allen Mitteln realisieren will. Zwar handele es sich numerisch um ein belangloses Anliegen, doch sei die Adoption im Falle von Homosexuellen ein „verblüffend gut gewählter Angriffspunkt.“ Um das Kindeswohl gehe es bei der „medial befeuerten Verwirklichung abstrakter Gleichheitsideen“ schon lange nicht mehr. Lombard spricht offen von der „Umwandlung des Menschen in eine Handelsware, die man planen und manipulieren kann“, und einem „Türöffner“, um die gravierenden ethischen Bedenken zu umgehen. Die Linke agiere in der Biotechnik als Handlanger derer, die einen der letzten kostenlosen Lebensvollzüge des Menschen in eine kostenpflichtige Dienstleistung verwandeln.

Kontakt: Cato-Verlag, Fasanenstraße 4, 10623 Berlin. Das Einzelheft kostet 14,50 Euro, ein Jahresabo 76 Euro. 

www.cato-magazin.de