© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 43/21 / 22. Oktober 2021

CD-Kritik: KK’s Priest – Sermons of the Sinner
Späte Wiedergutmachung
Jörg Fischer

Als Rob Halford 1992 Judas Priest für ein Jahrzehnt verließ, waren echte Metaller bitter entäuscht: Die Zeitgeist-CDs „Jugulator“ (1997) und „Demolition“ (2001) boten Ohrenpein à la New Metal. Dies lag nicht am US-Nachwuchstalent Tim Owens, der auf den Live-Alben von 1998 und 2002 die alten Priest-Gassenhauer hervorragend sang und danach bei Iced Earth, Yngwie Malmsteen oder The Three Tremors (JF 13/19) brillierte.

Nein, die Kompositionen der beiden Gitarristen Glenn Tipton und K. K. Downing waren melodiearm und „brain dead“. Der wahre Nachfolger des Priest-Klassikers „Painkiller“ ließ 30 Jahre auf sich warten: „Sermons of the Sinner“ bietet nun fünfzig Minuten Wiedergutmachung. Downing, dessen „Priesterschaft“ im April 2011 endete und der den legendären Liveclub „KK’s Steel Mill“ im englischen Wolverhampton betreibt, liefert mit Owens zehn grandiose Lieder, die auch auf „British Steel“ (1980) oder „Screaming for Vengeance“ (1982) gepaßt hätten.

Mit dem neunminütigen „Return of the Sentinel“ küssen KK’s Priest sogar einen „Defenders of the Faith“-Hit von 1984 wach. Aber anders als damals haben der 69jährige Downing und der eine Generation jüngere Gitarrist A. J. Mills nun reichlich Gelegenheit, ihre Stärken auszuspielen und Titel wie das viel zu früh ausgeblendete und daher nur achtminütige „Metal Through and Through“ – nomen est omen – zu Genreklassikern zu machen. Und die schnellen Stücke „Hellfire Thunderbolt“ und „Sermons of the Sinner“ sind Painkiller-tauglich und dürften auch Iced-Earth-Anhänger verzücken.

KK’s Priest Sermons of the Sinner EX1 Records 2021 www.kkspriest.com